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Eine Art Orden für Snowden

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Die Jury des Pulitzerpreises hat ein wichtiges Zeichen gesetzt, indem sie die beiden Tageszeitungen Washington Post (neuerdings im Besitz des Amazon-Chefs Jeff Bezos) und The Guardian (die weltumspannend Redaktionen in London, New York und Sydney unterhält) für ihre unverzichtbare Rolle bei der Enthüllung des NSA-Skandals ausgezeichnet hat.

Sicher, die Juroren vermochten nicht über ihren Schatten zu springen: „Whistleblower“ Edward Snowden wird von ihnen mitnichten als Held gefeiert.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Doch indirekt ist der Pulitzer trotzdem eine Anerkennung für seine Aufdeckungsaktion, denn ohne ihn hätten Post und Guardian schließlich nichts Preiswürdiges zu veröffentlichen gehabt. Die Nachricht dieser Auszeichnung kommt auch deshalb zum rechten Moment, weil sich Washington vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise mal wieder als das einzig wahre Leuchtfeuer und den alleinig mächtigen Garanten von „Freedom & Democracy“ aufzuspielen versucht.

Die wahre Gefahr

Das Urteil der Pulitzer-Jury erinnert uns daran, dass die US-amerikanischen Geheimdienste (unter eifriger Mitwirkung ihrer britischen Gesellen, aber beileibe nicht nur von denen) einen Apparat der totalen Überwachung aufgebaut haben, vor dessen Krakenarmen nichts und niemand sicher ist.

Auch die armen Tröpfe nicht, die uns stets weismachen wollen, dass wer sich nichts vorzuwerfen habe, auch nichts zu befürchten habe.

Denn wer in einem totalen Überwachungsstaat als Verdächtiger, Einzulochender oder Auszulöschender kategorisiert wird und wer nicht, das bestimmen die Auftraggeber der Schlapphüte und keineswegs der sich selbst als „brav“ einstufende Bürger.

In Pakistan oder Afghanistan wurde bereits eine erhebliche Anzahl von Menschen, die sich tatsächlich nichts vorzuwerfen hatten, von einer Drohne her pulverisiert. Ihr einziger Fehler: Die in der Tat unverzeihliche Tatsache, als Paschtune und Moslem geboren worden zu sein.

Wobei die amerikanischen Geheimdienste gut daran täten, die tatsächlich gemeingefährlichen rechtsextremistischen Banditen in ihrem eigenen Lande in Schach zu halten.

Seit Barack Obama (der in solchen Kreisen auch im Jahr 2014 noch immer umstandslos als „Nigger“ bezeichnet wird) ins Weiße Haus eingezogen ist, erleben rassistische Gruppierungen um den sinistren Ku-Klux-Klan einen erneuten Aufschwung.

Wobei man daran erinnern sollte, dass die Klan-Verbrecher nicht nur Schwarze, sondern ebenso Juden und Katholiken hassen.

Der mörderische Überfall am Sonntag auf ein jüdisches Gemeindezentrum in Kansas City hat einmal mehr deutlich gemacht, dass so manchem US-Bürger weitaus mehr Gefahr von Seiten völlig legal schwer bewaffneter Nazis mit US-Pass droht (für die sich die NSA aber von Rechts wegen nicht interessieren darf) als von Ausländern, denen allein schon aufgrund ihres Bartes und ihrer wallenden Gewänder die finstersten Mordgelüste unterstellt werden.