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Copa do Mundo

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Es geht los: Ab Donnerstag (12.06.14) richten sich die Blicke der Weltöffentlichkeit einen Monat lang auf Brasilien, wo die 20. Fußball-Weltmeisterschaft auf dem Programm steht. Die Gastgeber hoffen dabei auf einen Sieg im Auftaktspiel gegen Kroatien, damit sich die erhitzten Gemüter im Land des Rekord-Champions beruhigen.

Mit Protesten ist dennoch zu rechnen, denn die Brasilianer sind sauer über die riesigen Investitionen in die WM, die schlussendlich in erster Linie der Geldvermehrung der FIFA dienlich ist. Der Fußball-Weltverband beteiligt sich nicht an den Kosten. Vielmehr lässt er sich von den Organisatoren Steuerfreiheit auf den Gewinn garantieren.

Philip Michel pmichel@tageblatt.lu

2,63 Milliarden Euro nahm die FIFA zum Beispiel durch die Weltmeisterschaft vor vier Jahren ein. Das treibt die ansonsten fußballbegeisterten Brasilianer auf die Barrikaden, schließlich gibt es im Land genug andere Probleme, die gelöst werden müssten. Den allmächtigen Sepp Blatter lässt das freilich kalt. Er lebt schon seit Langem nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt’s sich gänzlich ungeniert. Und so hat der Schweizer auch keine Probleme damit, eine weitere Amtsperiode anzustreben. Was hat er denn schon mit dem Skandal um die WM-Vergabe nach Katar zu tun? Und auch seine Worte beim letzten Wahlkongress sind lange vergessen. 2011 hatte Blatter die Delegierten förmlich angefleht, ihm seinen Herzenswunsch zu ermöglichen. Und zwar die Weltmeisterschaft in Brasilien als FIFA-Präsident zu erleben. Das wäre dann aber definitiv die letzte WM seiner Amtsperiode. Nun kandidiert Blatter 2015 ein weiteres Mal …

Der Fall Pjanic

Szenenwechsel: Mittendrin statt nur dabei ist in Brasilien mit Miralem Pjanic auch ein Luxemburger. Nüchtern betrachtet hat der Profi des AS Rom demnach alles richtig gemacht, als er sich im Sommer 2008 für eine Nationalmannschafts-Karriere im Dress seines Geburtslandes Bosnien entschied. Eine Entscheidung, die hierzulande für reichlich Polemik sorgte. „Ich mag jene Nicht-Luxemburger nicht, die ihr Gastland verarschen und missachten, obwohl es ihnen hier durchaus gut geht“, hieß es damals zum Beispiel in einem Leserbrief im Tageblatt.

Als Flüchtlinge war die Familie Pjanic während des Balkankriegs ins Land gekommen. Schnell wurde das außergewöhnliche Talent des Jungen erkannt. Die Familie wurde eingebürgert und baute sich mit tatkräftiger Hilfe des Luxemburger Fußballverbands FLF eine Existenz auf. Demnach hat Pjanic dem Großherzogtum, für das er in den Jugend-Kategorien auflief, durchaus eine Menge zu verdanken. Hätte er also für Luxemburg antreten müssen? Moralisch gesehen sicherlich, zumal er als Jugendspieler stets beteuerte, sein Leben lang nur für die FLF-Auswahl spielen zu wollen. Aber reicht die Moral, um eine ganze Reihe Argumente pro Bosnien auszustechen?

Pjanic wusste, dass er es mit Luxemburg nie zu einer Weltmeisterschafts-Teilnahme – für einen Fußballer nach wie vor der absolute Karriere-Höhepunkt – bringen würde. Zwar hätte sich das Niveau der „Roten Löwen“ durch ihn stark erhöht, doch ist das Potenzial an guten Fußballern in einem kleinen Land wie Luxemburg viel zu gering, als dass elf erstklassige Profis gleichzeitig auf dem Platz stehen könnten. Und so entschied sich Pjanic für seine Heimat, seine Herkunft. Aus seiner Sicht die beste Entscheidung, Moral hin oder her. Mit der ist es im schnelllebigen (und milliardenschweren) Fußball-Geschäft eh nicht allzu weit her, nicht wahr Sepp?