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Frankfurt ohne Luxemburg

Frankfurt ohne Luxemburg

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Ab Mittwoch ist es wieder so weit. Fünf Tage Buch-Gewimmel in den Frankfurter Messehallen. Die Bücherwelten der ganzen Welt auf wenigen Quadratmetern.

«Eine mittlere Kleinstadt auf Zeit», um mit Buchmessen-Direktor Jürgen Boos zu sprechen. Bücher, Buchexperten, Buchvermarkter, Buchschreiber, Bucherneuerer und Buchliebhaber aus mehr als 100 verschiedenen Ländern.

Janina Strötgen jstroetgen@tageblatt.lu

Natürlich sind die Großen, die Mächtigen da, die mehrere Container oder Lastwagen brauchen, um ihre Stände samt Werbematerialien, Visitenkarten, kulinarischen Köstlichkeiten, Sofas, Tischen, Stühlen und Büchern in die Frankfurter Innenstadt zu bringen. Aber auch viele kleine Aussteller bauen ihre Regale auf; leiser, unscheinbarer, schwerer zu finden vielleicht, aber meist auf den zweiten Blick dann voller Entdeckungen. Finnland ist Gastland und präsentiert sich als cool, «LeseZeichenLiechtenstein» ist vertreten, Island, der Vatikan und Andorra, sogar Afghanistan, Syrien und der Irak.

Nur Luxemburg nicht. Das zweite Jahr in Folge hat sich Luxemburg gegen einen Messestand auf einer der größten Bücherschauen der Welt entschieden. Aus «budgetären Gründen», heißt es von offizieller Seite.

Ob uns das einer glaubt, von all den anderen?

Herberge für Amazon

Wahrscheinlich wird es nicht einmal sonderlich auffallen, dass das kleine Land im Herzen Europas, das sich in Imagekampagnen gerne als weltoffen, reiselustig und kulturell vielfältig präsentiert, fehlt. Vielleicht wird hier und da mal eine bissige Bemerkung fallen, so nach dem Stil, es reiche nun mal nicht, Amazon zu beherbergen und die Mehrwertsteuer für E-Books möglichst gering zu halten, um im internationalen Buchgeschäft mitmischen zu können.

Aber gegen solche Attacken hat sich Luxemburg ja mittlerweile ein dickes Fell angelegt. Nicht wahr? Die offizielle Seite – das Kulturministerium mit einer beachtlich großen Abteilung für Literatur, ebenso wie der Verband der Buchverleger – geht diesen Konfrontationen durch Nicht-Existenz aus dem Weg.

Hier und da wird sich ein einzelner Schriftsteller oder Verleger, der sich auf eigene Faust auf den Weg nach Frankfurt gemacht hat, wohl diesen Angriffen stellen. Ohne Rückendeckung wird er/sie versuchen, dem wirtschaftlich orientierten Luxemburg ein kreatives entgegenzusetzen, für die mehrsprachigen Luxemburger Literaturen werben, Bücher empfehlen und gegen Vorurteile ankämpfen. Allein.

Der Aufwand und die Kosten für einen eigenen Messestand in Frankfurt würden sich nicht rentieren. Der Stand hätte nicht genug Sichtbarkeit. Er würde untergehen zwischen all den anderen. Es lohne sich nicht. Viel zu große Anstrengung für zu wenig Erfolg. Die Argumente gegen Frankfurt sind hinreichend bekannt. Sie sprechen das Eingeständnis aus, dass es dem kulturellen Luxemburg weiterhin schwerfällt, sich auf internationaler Bühne zu behaupten. Dieses Gefühl, zwischen all den anderen «unterzugehen», kennt Luxemburg sonst nicht. Weder aus der internationalen Politik und schon gar nicht aus der globalen Wirtschaft. Dieses Gefühl ist sicher nicht leicht zu ertragen.

Doch umso schlimmer, dass das kulturelle Luxemburg vor Frankfurt kapituliert. Schließlich dürfen kulturelle Bemühungen nicht am sofortigen Erfolg gemessen werden. Das Werben für Luxemburger Literaturen ist langwierig. Und wichtig. Die Entscheidung gegen Frankfurt zeugt zudem von einem gefährlichen Einbahnstraßenblick, sie wirkt beinahe trotzig: Zu uns kommt keiner, uns sieht keiner, dann wollen wir auch nicht wissen, was die anderen machen. Die Inspirationen und Ideen, die eine Buchmesse wie die der Größenordung Frankfurts bieten kann, scheinen Luxemburg nicht zu interessieren.