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Ägyptens Wohlfühl-Diktatur

Ägyptens Wohlfühl-Diktatur

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Der gestern (02.02.15) nach einem Jahr aus ägyptischer Haft entlassene australische Reporter Peter Greste hat die Rückkehr in die Freiheit als „Wiedergeburt“ bezeichnet.

Dabei trifft der Begriff „Wiedergeburt“ nicht nur auf sein eigenes Schicksal, sondern auch auf das der gesamten ägyptischen Nation zu. Denn gleichzeitig wurden gestern (02.02.15) 183 Protestler in Ägypten zum Tode verurteilt – die Mehrheit unter ihnen Muslimbrüder. Kairo wird demnach wieder mit eiserner Faust von einer Militär-Persönlichkeit regiert, die jede Form von Dissens im Keim zu ersticken versucht.

Dhiraj Sabharwal dsabharwal@tageblatt.lu

Nun sollte niemand glauben, dass bei dem Prozess gegen die Beschuldigten nur Unschuldsengel verurteilt worden sind. Aber genau hierin liegt die Stärke einer wahren, unabhängigen Justiz: Sie urteilt nicht über das Leben von Angeklagten anhand von mehr als fragwürdigen Massenprozessen. Um die Schwere der begangenen Verbrechen beurteilen zu können, hätte es faire und harte Prozesse gebraucht – aber nicht diese Form von „Fast-Food“-Justiz, deren Hauptziel die Eliminierung politischer Gegner ist.

Hinzu kommt, dass es mittlerweile niemanden zu interessieren scheint, wenn ein zentraler Verbündeter des Westens in einem Atemzug die Todesstrafe gegen 183 Menschen – Islamismus hin oder her – verhängt. Wir haben uns wieder einmal an Ägyptens Wohlfühl-Diktatur gewöhnt.