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Die Frage der Legitimation

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Diplomatie ist manchmal ein zynisches Geschäft.

Hatten die USA Syriens Machthaber Baschar Al-Assad bisher jegliche Legitimation abgesprochen und seine Absetzung verlangt, so tat US-Außenminister John Kerry am Sonntag kund, dass man wohl doch nicht mehr umhin komme, mit Assad zu reden. Aus dem Teil des Problems ist ein Teil der Lösung geworden.

Kim Hermes khermes@tageblatt.lu

Woher Assad wieder seine Legitimation hat, dürfte sich aus westlicher Sicht schnell erschließen. Nach vier Jahren eines mörderischen Krieges ist Assad immer noch da. Dafür ist mit den IS-Milizen dem Westen ein neuer Feind erwachsen. Zwischen Assad und dem IS scheinen sich die USA für den Diktator als das «kleinere Übel» zu entscheiden.

Syrien ist weitgehend zerstört, die Bevölkerung von Krieg und Terror ausgezehrt. 220.000 Syrer (mindestens) sind in dem blutigen Konflikt umgekommen, viele durch Assads Truppen. Über 10 Millionen sind auf der Flucht. Vor den IS-Mordbanden, vor Assads Truppen, vor dem Krieg.

Wie die Verhandlungen mit Assad aussehen sollen, ist noch unklar. Wenn aber am Ende derjenige fest im Sattel sitzt, den man vorher einen «Schlächter» genannt hat, wird Assad nicht der einzige sein, dem in Syrien (und anderswo) die Legitimation abgesprochen wird. Die USA (und der gesamte Westen) werden bei zukünftigen diplomatischen Vorstößen daran erinnert werden.