Und auch wenn die Feier – mit nur rund 100 geladenen Gästen – eher überschaubar ausfiel, so handelt es sich doch um einen symbolisch starken Akt.
" class="infobox_img" />Christian Muller cmuller@tageblatt.lu
Europas Zentralbank, die noch keine 20 Jahre alt ist, zählt heute dennoch bereits zu den wichtigsten Akteuren der Wirtschaft des Kontinents. Sie versorgt die Banken mit Geld, sie treibt die Aktienkurse und sie bestimmt den Zinssatz mit, den Regierungen für ihre Schulden zahlen müssen. Und: Seit diesem Jahr beaufsichtigst sie zudem die Großbanken des Kontinents.
Dabei scheint noch nicht einmal ihre Mission klar definiert. Die Zentralbank handelt flexibel – so, wie sie es für nötig befindet.
Monatlich kauft die EZB derzeit für Milliardenbeträge Staatsanleihen auf. Das war noch vor weniger als zwei Jahren fast undenkbar. Doch die Inflationsrate, die wegen des niedrigen Ölpreises nicht mehr steigt, macht es möglich. Bekämpft wird heute eine Deflation, an die kaum jemand glaubt.
Als Konsequenz dieser Strategie erhalten die Sparer kaum noch Zinsen auf ihren Reserven. Zudem werden – so das erklärte Ziel – auch bald die Preise wieder schneller steigen. Allein da der Euro an Wert verlieren wird, wird Benzin für die Verbraucher wieder teurer werden.
Doch die Zentralbank sieht diese Politik als notwendig an. Sie will neue und unkonventionelle Wege gehen. Sie hofft, mit ihrer Geldschwemme das Kreditgeschäft – und so die gesamte Wirtschaft – wieder anzukurbeln. So könnte – mittels starken Wachstums – langfristig auch das Schuldenproblem der Staaten gelöst werden, lautet die unterschwellige Hoffnung.
Hart wie die Deutsche Mark sollte der Euro mal werden. Doch davon ist heute nur noch wenig zu hören. Das gefällt nicht jedem – und es ist auch nicht die passende Strategie für jeden Mitgliedstaat. Aber die Frankfurter Institution kümmert sich nicht nur um ein Land oder um eine Interessengruppe. Sie vertritt die Interessen der gesamten Währungsunion und sie ist unabhängig von der Politik. Das ist auch gut so, denn unabhängige Zentralbanken haben sich bewährt. Die Alternative wäre eine Geldpolitik, die von kurzfristigen parteipolitischen Zielen getrieben wäre.
Dabei kann man sich als Luxemburger kaum über einen Mangel an Mitspracherecht beklagen. Immerhin verfügt das Großherzogtum heute über ein Stimmrecht – das gab es zu Zeiten des belgisch-luxemburgischen Frankens nicht. Luxemburg hatte damals überhaupt keine Kontrolle über den Wert des Frankens.
Nun muss sich die Zentralbank aber bewusst sein, dass ihre aktuelle Strategie nicht ohne Risiko ist. Ganz abgesehen davon, dass Europas Probleme nicht allein mit Geld zu lösen sind. Es gilt also aufzupassen. Auch unabhängigen intellektuellen Technokraten können Fehler unterlaufen: Große Geldschwemmen tragen traditionell immer zur Bildung von Finanzblasen bei. Das viele neue Geld will angelegt werden und Renditen erwirtschaften. Zudem führt eine Geldschwemme ebenfalls immer zu einer Vermögens-Umverteilung. Doch ob die Geldpolitik-Experten sich in ihrem neuen gläsernen Büroturm auch über diese Folgen Gedanken machen?
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