Der Nürburgring steht so einmal mehr am Abgrund. Ein Formel-1-Rennen wird in diesem Jahr nicht in der Eifel stattfinden, obwohl der Nürburgring gemäß Turnus an der Reihe gewesen wäre. Da Hockenheim als Ersatzort das finanzielle Risiko nach einem Verlust von 2,5 Millionen Euro beim F1-Rennen 2014 zu groß war, wird es in diesem Jahr erstmals seit 1960 keinen Großen Preis von Deutschland geben. Und das, obwohl Mercedes die Königsklasse der Motorsports dominiert und Sebastian Vettel nach seinem ersten Sieg im Ferrari einen neuen Boom in unserem Nachbarland auslösen könnte. Das hofft zumindest der Formel-1-Sender RTL, der seit Jahren mit drastisch sinkenden Einschaltquoten bei den Live-Übertragungen konfrontiert ist.
" class="infobox_img" />Philip Michel pmichel@tageblatt.lu
Für die Rennstrecken ist der F1-Zirkus schon lange ein Verlustgeschäft. 12 Millionen Dollar (ca. 10,6 Millionen Euro) muss ein Betreiber als Antrittsgeld auf den Tisch legen. Das kann sich nur dann rechnen, wenn a) die Rennen so gut wie ausverkauft sind und b) Wochenendtickets um die 300 Euro kosten. Der Fan will und kann sich das nicht mehr leisten, zumal das Spektakel momentan an Langweiligkeit kaum zu übertreffen ist. Vorbei sind die Zeiten, als die Mischung aus Tempo, Risiko, Technik und Sex-Appeal die Faszination Formel 1 ausmachte. Vorbei auch, dass das fahrerische Können den Ausschlag über den Sieg gab. Die Technik ist so dominant, dass die Piloten quasi beliebig austauschbar geworden sind. Nie zuvor war die Formel 1 also weiter davon entfernt, eine echte Sportart zu sein.
Chef-Vermarkter Bernie Ecclestone scheinen die Probleme wenig zu interessieren. Er ist durch die Formel 1 zum Milliardär geworden und wird sich demnächst aufs Altenteil zurückziehen. Außerdem entstehen in schöner Regelmäßigkeit neue Strecken in Gegenden, wo es nicht auf eine Million mehr oder weniger ankommt. Sie ersetzen die Traditionsstrecken wie den Nürburgring.
Dort ist die Krise jedenfalls ebenso hausgemacht wie in der gesamten Formel 1. Und weiteres Ungemach droht. War die Pleite der Strecke in der Eifel schon ein Trauerspiel sondergleichen, so scheinen die Mauscheleien auch bei der Insolvenzverwaltung munter weitergegangen zu sein. Jedenfalls ermittelt die Staatsanwaltschaft in Koblenz inzwischen in Sachen Nürburgring-Verkauf an Capricorn, dem bereits bei der zweiten zu zahlenden Rate die Luft ausging. Inzwischen gehört der Nürburgring einem russischen Konsortium.
Und dem droht gleich der nächste finanzielle Kollaps. Nach dem Abzug von Marek Lieberbergs «Rock am Ring» sollte ein neu initiiertes Musik-Festival die Lücke schließen. Während Lieberberg ins 20 km entfernte Mendig auswich und für die diesjährige Ausgabe so gut wie ausverkauft meldet, droht «Der Ring – Grüne Hölle Rock» als Millionenflop zu enden.
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