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Mimosen

Mimosen
(Alain Rischard/editpress)

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Die Regierung soll sich bei der CSV und insbesondere bei deren zwei Abgeordneten Felix Eischen und Martine Hansen entschuldigen.

Sie wolle nicht als Lügnerin dastehen, empörte sich Letztere am Dienstag. Komplizen sei man in dieser Angelegenheit nicht, inszeniert habe man auch nichts. Die DP schlägt zurück und fordert nun ihrerseits eine Entschuldigung von der CSV, die den Skandal inszeniert habe.

Logo" class="infobox_img" />Lucien Montebrusco lmontebrusco@tageblatt.lu

Sie haben richtig verstanden. Es geht um Schoolleaks, das von zwei Sekundarschullehrinnen angeblich in bester Absicht verursachte Leck bei Prüfungsunterlagen. Das soll Eltern ermöglicht haben, ihre Sprösslinge bestens auf die Orientierungstests vorzubereiten. Vorausgesetzt die Eltern konnten ihren Kindern tatsächlich dabei helfen.

In der Zwischenzeit gestaltet sich der Durchblick in dieser Affäre zunehmend komplizierter. Klar bleibt nur, dass ihr tausende Personen zum Opfer gefallen sind. Das sind jedoch keineswegs die, die in den letzten Tagen am besten zu vernehmen waren, weil sie am lautesten schrien. Gemeint sind vielmehr die Schüler des letzten Jahres der Grundschule, die nach den Osterferien nochmals mehrere Prüfungen schreiben müssen, obwohl sie ihr Soll bereits vor einigen Wochen erfüllt hatten. Schon fordern Elternvereinigungen und Lehrergewerkschaften den Minister auf, die Zusatztests zu streichen.

Die Aufregung auf CSV-Seite ist schon bemerkenswert. Als ob Polemik und flinke Sätze in der Politik eine Erfindung aus dem Jahr 2015 wären. Vergessen die heroischen Wortgefechte, die sich Opposition und Mehrheit im Parlament liefern. Zimperlich ging man mit dem politischen Gegner in Luxemburg nie um. Da haute Rot auf Blau bzw. auf Schwarz oder Grün und umgekehrt. Und wenn das Mikrofon am Rednerpult nicht zur Verfügung stand, reichten laute Zwischenrufe von der Abgeordnetenbank aus. Was im Parlament in aller Öffentlichkeit ausgetragen wird, wiederholt sich in kruder Form auf den jeweiligen Parteikongressen.

Die geäußerte Aufregung und Empörung der Eischens und Hansens über die Worte von Premierminister Xavier Bettel und Erziehungsminister Claude Meisch mögen wohl aufrichtig sein. Schließlich erleben beide zum ersten Mal, was es als Partei bedeutet, in der Opposition zu sitzen. Doch das Ganze ist wohl eine Retourkutsche der CSV für die wiederholten verbalen Anremplungen während der Juncker-Frieden-Periode. Schließlich fassten DP und «déi gréng» die CSV in Sachen Cargolux, Stichwort Katar, und dann SREL-Affäre nicht mit Samthandschuhen an. Dabei trieb nicht so sehr das Fehlverhalten des Ex-Premierministers und des vormaligen Finanzministers die Opposition zur Weißglut und damit zu verbaler Hochform, sondern vielmehr die Arroganz von Politikern, die sich unantastbar wähnten.

Der verbale Schlagabtausch gehört jedoch zum politischen Geschäft. Beim kleinsten Anflug von Polemik gleich weinerlich Entschuldigung fordern und mit dem Richter drohen, wie Eischen und Hansen dies am Dienstag taten, ist schlechter politischer Stil. Wer im harten Politikgeschäft «political correctness» erwartet, hat definitiv den falschen Beruf ergriffen.