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Die einfache Lösung

Die einfache Lösung
(Alain Rischard/editpress)

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Das ist ja unbestreitbar: Einerseits wächst der Reichtum, andererseits die Armut, weltweit, auch in Europa, in der EU, bei den Nachbarn, bei uns. Warum?

Nicht infolge einer Naturkatastrophe, wie jetzt im Himalaya. An der wuchernden Misere sind Menschen schuld, solche, die zu den Hochgebildeten zählen. Sie sitzen an den Schalthebeln der wirtschaftlichen, der religiösen und der politischen Macht; sie nutzen ihre Macht im eigenen Interesse und/oder zugunsten ihrer Anhänger.

Alvin Sold asold@tageblatt.lu

Das war immer so, schmunzelt der Zyniker. Also: Katzbuckeln und hoffen auf ein besseres Jenseits?

Akzeptieren, z.B., dass es 25 Millionen Arbeitslose in der Europäischen Union gibt und 18.000 in Luxemburg? Dass die EU-Staaten sparen anstatt zu investieren, dass sie über das von Finanzmaklern ausgepowerte Griechenland herfallen anstatt dem griechischen Volk zu helfen, dass generell als Ziel nicht der Ausbau, sondern der Abbau sozialer Leistungen gilt, unter dem Vorwand, «wir» könnten uns das nicht mehr leisten?

Seit dem weltweiten Powershift von der Politik zur Wirtschaft hin, der mit Reagan und Thatcher begann und in der neoliberalen Ära mündete, erleben wir hautnah, wie die höchstrangigen Menschengemeinschaften, die souveränen Staaten, sich den ökonomischen Spielregeln der neuen Herren unterwerfen.

Sogenannte Ratingagenturen bewerten die „Bonität“ der Nationen, die sich über AAA freuen dürfen und leiden sollen, wenn daraus, wegen angeblich zu hoher Verschuldung, „falscher Politik“ oder ungünstiger Perspektiven ein BB wird. Standard & Poor’s und dergleichen entscheiden, in wunderbarem Passspiel mit den Börsen und den übernationalen Gremien (IWF, Weltbank, OECD, EU-Kommission, Zentralbank), wie mit den Sündern gegen die goldenen Regeln des Kapitalismus verfahren wird. Das schon angesprochene Griechenland, das zurzeit mit (wegen?) seiner linken Regierung in die Dritte Welt zurückgestoßen wird, ist dafür ein erschreckendes Exempel.

Der neoliberale Triumphzug ist natürlich nur möglich unter zwei Bedingungen:

1. Das Interesse für Politik muss betäubt werden.

2. Die Gewerkschaften sind zu entmachten, damit der kleine Mann alleine da stehe.

Punkt eins kann als erledigt gelten, wie zahlreiche Studien ergeben. In den postindustriellen Staaten, allen voran den USA und EU-Europa, dreht sich die Spirale der politischen Entfremdung immer schneller.

Donsbach & Mothes von der TU Dresden formulierten es 2012 so: Steigende Komplexität der Themen, rückläufiges Verständnis des politischen Geschehens (man betrachte nur den Unsinn, der in der luxemburgischen Referendumdebatte via Websites und «Social Media» verbreitet wird), Disidentifikation mit dem politischen Geschehen, rückläufiges Interesse am politischen Geschehen, rückläufige Nachrichtennutzung. – Und, wäre zu ergänzen, Hinwendung zum Backyard, zu meinem Hintergarten, den keiner mir antastet!

Punkt zwei wird bearbeitet: Man diskreditiere die Leistung der Syndikate, man stelle sie als «von gestern» und «überflüssig» dar, man versuche, sie aus den wirtschafts- und sozialpolitischen Entscheiderrunden zu verdrängen, man treibe sie in Arbeitskämpfe, in denen sie sich ruinieren.

Diese Strategie ging vielerorts bereits auf, aber in Luxemburg noch nicht, sehr zum Leidwesen des hiesigen Groß-Patronats, welches genau dieselben Töne anschlägt wie in B., F. und D.

Nun, wir wünschen dem OGBL, der FNCTTFEL, der CGFP und dem LCGB (sofern er sich vom CSV-Schlepptau lösen kann) den Mut, die Kraft und die Mittel, sich im Sinne des Allgemeinwohls durchzusetzen. Den Mut, die Kraft und die Mittel finden sie, sofern das Salariat sie massiv unterstützt. Massiv.

Diese «einfache» Lösung ist die beste, die wir zum 125. Ersten Mai anzubieten wissen.