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Verrückte Summen

Verrückte Summen
(Alain Rischard/editpress)

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Satte 180 Millionen Dollar legte am Montagabend ein unbekannter Käufer auf den Tisch, um bei der New Yorker Frühjahrsauktion das Ölgemälde "Les femmes d’Alger" von Pablo Picasso zu ersteigern. Damit ist es nun das teuerste Bild der Welt.

In der gleichen Auktion wurde dann auch der Rekord für die teuerste je versteigerte Skulptur gebrochen. Alberto Giacomettis «Zeigender Mann» erzielte 141,3 Millionen Dollar. Bei ihrem letzten Verkauf vor fünf Jahren war die Skulptur erst 104,3 Millionen Dollar wert.

Logo" class="infobox_img" />Christian Muller cmuller@tageblatt.lu

Der Beobachter darf sich nun die Frage stellen, ob ein Gemälde oder eine Skulptur solche Summen wert ist. Man könnte argumentieren, dass sie es wohl nicht sind. Für die gleiche Summe könnte der Käufer sich ein komplettes Hochhaus oder ein mittelständisches Unternehmen leisten.

Aber: Für die immer schneller steigenden Preise für die Werke bekannter Künstler gibt es auch gute Gründe. Und wie so oft in unserer heutigen Zeit spielt die Geldpolitik der Zentralbanken dabei wieder eine Rolle: Menschen, die viel Geld haben, suchen im neuen Niedrigzinsumfeld verzweifelt nach neuen Anlagemöglichkeiten. Investitionen in Staatsanleihen, oder über Sparbücher, kommen für sie nicht mehr in Frage. Rechnet man den Wertverlust durch Inflation mit ein, dann wäre die Investition wohl ein Verlustgeschäft.

Viele Vermögensverwalter raten ihren Kunden derweil, ihr Geld in Wertpapiere – etwa Aktien oder Anleihen – zu investieren. Doch das tun sie bereits seit Monaten – und seit Monaten sind die Kurse am Steigen. Etwa 20 Prozent betrugen die Zuwachsraten allein im ersten Quartal. Weiter angeheizt werden die Kursanstiege durch die vielen neuen Milliarden, die Europas Zentralbank monatlich in den Markt pumpt. Billig sind Aktien heute also nicht mehr. Eine Spekulationsblase scheint dennoch kurzfristig (noch) nicht in Sicht.

Ähnlich sieht es am Immobilienmarkt aus. Obwohl die Wirtschaft nur zaghaft wächst, steigen die Preise. In Luxemburg ist das keine Neuigkeit. Hinter vorgehaltener Hand warnen Experten aber bereits vor einer Preisblase bei Deutschlands Wohnimmobilien. So berichteten diese Woche mehrere Medien über die Gefahr einer möglichen Preisblase am Immobilienmarkt in Trier.

Diese rasanten Wachstumszahlen machen sich auch beim Volumen der in Luxemburg verwalteten Investmentfonds bemerkbar. Zum Ende des Monats März verwalteten sie satte 3.525 Milliarden Euro – vor einem Jahr lag diese Summe bei 2.709 Milliarden. Ein ungeheurer Zuwachs von stolzen 30 Prozent. Zum Vergleich: Luxemburgs jährliche Wirtschaftsleistung beträgt leicht mehr als 45 Milliarden.

Als Kredite bei den Unternehmen ist das viele neue Geld also noch nicht angekommen. Nun müssen die Banker aus Frankfurt aufpassen, dass das viele neue Geld – für das es eigentlich keine Daseinsberechtigung gibt – nicht dazu dient, spekulative Finanzblasen zu erschaffen, deren Konsequenzen später vom Steuerzahler bereinigt werden müssen.

Und während tausende Milliarden rund um die Welt nach Rendite suchen, klafft die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Das ist besonders dramatisch in Anbetracht des Umstandes, dass platzende Finanzblasen immer die einkommensschwachen Schichten der Gesellschaft mit der größten Wucht treffen. Wie lange wollen Politik und Notenbanker dem Treiben noch zuschauen?

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