Der Schweizer kann sich der Mehrheit der Stimmen aus Afrika, Ozeanien, Asien, Süd- und Mittelamerika sicher sein. Wobei es vor allem die kleinen Länder sind, die Blatter ob der substanziellen finanziellen Unterstützung ihrer Verbände durch die FIFA stützen. Spätestens nach dem zweiten Wahlgang, in dem eine einfache Mehrheit zur Krönung reicht, wird die fünfte Amtszeit des 79-jährigen Schweizers unter Dach und Fach sein.
" class="infobox_img" />Philip Michel pmichel@tageblatt.lu
Dabei hatte Blatter den Delegierten bei der letzten Wahl 2011 noch versprochen, seinen Posten 2015 definitiv zu räumen. Den Wortbruch begründete er wie folgt: «Meine Mission ist noch nicht beendet. Zusammen werden wir eine neue FIFA aufbauen.» In Anbetracht der Tatsache, dass Blatter seit 1998 der Herrscher über den Weltfußball ist, kann eine solche Aussage durchaus als Androhung weiterer Amtszeiten verstanden werden. Denn Blatters Mission ist noch nicht beendet, weil die FIFA auch 17 Jahre nach seinem Amtsantritt immer noch ein korrupter und moralisch höchst bedenklicher Haufen ist.
Im Zuge der ISL-Pleite bekannt gewordene Schmiergeldzahlungen (in Höhe von 110 Millionen Euro), Stimmenkauf im Wahlkampf, die ungeklärten Vorwürfe bezüglich der WM-Vergaben an Russland und Katar (sowie das Nichtveröffentlichen des kompletten Garcia-Berichts hierzu) machen aus der FIFA in der Öffentlichkeit ein Synonym für Korruption. Da hilft es wenig, wenn Blatter auf den seltenen Pressekonferenzen kritische Fragen prinzipiell nicht beantwortet.
Kritisches Hinterfragen läuft seinem Selbstbild entgegen. Was nicht sonderlich verwundert, schließlich wird Blatter seit 1998 auf der ganzen Welt wie ein Staatspräsident empfangen. Kein Wunder, dass sich da einer eher als globaler Wohltäter und potenzieller Friedensnobelpreis-Kandidat sieht als ein für die dubiosen Machenschaften seines Dachverbandes die (politische) Verantwortung tragender Präsident.
Zumindest eine moralische Verantwortung hat die FIFA bei der Weltmeisterschaftsvergabe. Dass sie ungeniert auf nicht existierende Fortschritte bei der Behandlung der Gastarbeiter im WM-Land Katar hinweist, ist ein starkes Stück. Die Einhaltung von Menschenrechten und ähnliches sei Sache der Organisatoren, da könne sich der Sport nicht einmischen, heißt es. Doch genau dieser Sport lässt sich von den Organisatoren vertraglich Steuerfreiheit zusichern und hat auch keine Probleme damit, in einem Passus das Aussetzen von Arbeiterrechten in Ausnahmesituationen zu verlangen, wie unlängst die ARD enthüllte.
Wie passt so etwas zusammen mit den schönen Slogans der FIFA über die Werte des Fußballs? Gar nicht, denn es geht in erster Linie ums Geld. Über drei Milliarden Dollar hat die FIFA dank der Weltmeisterschaft in Brasilien eingenommen. Und das als nicht-profitorientierter Verein, der die FIFA laut Statuten eigentlich ist.
In zwei Wochen wird sich Blatter vom Kongress feiern lassen. Anschließend kann er wieder vier Jahre durch die Welt reisen und sich von Staats- und Regierungschefs hofieren lassen. Ohne eine Gelbe oder Rote Karte zu riskieren.
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