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Nicht überreagieren

Nicht überreagieren
(dpa/Mohamed Messara)

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Eigentlich ist Terror ein tägliches Phänomen. Nur interessiert es niemanden, wenn er Menschen in Syrien oder in Somalia trifft. Umso lauter ist das Geschrei, wenn sich Terrorakte in unserem Umfeld ereignen.

Wer sprach gestern eigentlich von den mindestens 50 getöteten Soldaten aus Burundi, die ihr Leben in Somalia bei einem Anschlag lassen mussten? Niemand.

dsabharwal@tageblatt.lu

Die Aufmerksamkeit galt einzig dem Terror in unserem Nachbarland und in Sousse. Die Nähe zu Frankreich verbindet, Tunesien ist für viele Luxemburger ein beliebtes Reiseziel. Dies ist verständlich – die damit verbundene Hysterie umso gefährlicher. Es fängt bei den Nachrichtenagenturen und im Social Web an: Ohne Faktenchecks, ohne Gegenüberprüfung, ohne Anonymisierung der Opfer werden willkürlich Bilder durch die mediale Landschaft gejagt und Halbwahrheiten veröffentlicht. Dabei sollte gerade über Terror sauber sowie kritisch berichtet werden. Selbst wenn die Attentate etwa im Namen der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) begangen wurden, sollten wir dem IS nicht auf den Leim gehen.

Wer einem – zwar tragischen, aber global betrachtet – nebensächlichen Ereignis wie jenem nahe Lyon derart viel Aufmerksamkeit schenkt, spielt den Terrorjüngern in die Karten. Außerdem unterstützt man mit dieser Panikmache jene politischen Hardliner, die mit ihrer brachialen Politik so manchen Dschihadisten herangezüchtet haben.