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Politischer Zynismus

Politischer Zynismus
(Emrah Gurel)

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Das Hin und Her zwischen der EU und der Türkei währt schon lange. Bereits die alten kemalistischen Eliten waren nach Europa gerichtet. Auch die AKP war, nachdem sie 2002 an die Macht gekommen war, proeuropäisch. Ein Wandel trat erst 2006, 2007 ein. Es war ein Wandel, der auch auf Enttäuschung gründete.

So wurden der Türkei etwa in Menschenrechtsfragen mehr Bedingungen auferlegt als anderen Beitrittskandidaten dieser Zeit wie Rumänien oder Bulgarien. Das, wohlgemerkt, zu einer Zeit, als die Türkei einer Einhaltung der Europäischen Menschenrechtskonvention näher schien als heute. Nun öffnen sich der Türkei wieder die europäischen Tore.

aback@tageblatt.lu

Trotz des von Erdogan auf unheilvolle Weise befeuerten Kurden-Konflikts. Trotz seiner präsidialen Allmachtsfantasien. Salopp formuliert, soll die Türkei von der EU jetzt finanziell unterstützt werden, wenn sie der EU die flüchtenden Syrer vom Hals hält. Wichtiger noch als Geld sind jedoch die politischen Zugeständnisse wie eine eventuelle Visa-Liberalisierung und die Eröffnung neuer EU-Beitrittskapitel. Erdogan wird dies im Wahlkampf zu nutzen versuchen.

Diese EU-Politik zerschmettert auch das letzte Vertrauen der progressiven türkischen Kräfte in die EU. Es ist keine verbesserte Rechtstaatlichkeit, die der Türkei neue Wege ebnet. Diese war bislang das europäische Druckmittel.
Es ist das Druckpotenzial, das Erdogan aus den Flüchtenden zieht, das die EU zum Umdenken verleitet. Das ist politischer Zynismus. Von beiden Seiten.