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Zu Grabe getragen

Zu Grabe getragen
(Abir Sultan)

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20. Todestag von Jizchak Rabin.

Zu Beginn der 1990er-Jahre war das Wort Friedensprozess noch keine leere Worthülse: Es war an konkrete Visionen und realistische Zeitschienen geknüpft. 20 Jahre nach der Ermordung des ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten Jizchak Rabin hat sich der Friedensprozess zu einem negativ konnotierten Begriff entwickelt. So mutig und sinnstiftend der Osloer Friedensprozess unter Führung von Politikern wie Rabin, Yassir Arafat und Bill Clinton war, so sinnlos ist die Verwendung dieser Terminologie für die Beschreibung der aktuellen Vorgänge im Nahen Osten.

Dhiraj Sabharwal dsabharwal@tageblatt.lu

Mittlerweile ist Israel weiter denn je nach rechts gerückt. Man möchte fast sagen: jene Menschen, die Rabin gegen Ende seiner Amtszeit zu bekämpfen versuchte – er war einst selbst ein Falke und Feldherr –, übernahmen nach seinem Tod das Ruder und manövrierten Israel in eine gefährliche Richtung. Die Ideologie eines Groß-Israel, eines „jüdischen“ Staats, hat zunehmend die einzig logische Zwei-Staaten-Lösung verdrängt. Immer noch leben Palästinenser unter dem Joch israelischer Sicherheitskräfte, nie war das Land so sehr durch eine von Angst bestimmte Politik geprägt. Die tausenden Menschen auf dem Rabin-Platz zeigten letztes Wochenende, wie sehr sich das Land die Rückkehr zu einer Politik des Mit- statt Gegeneinanders wünscht. Allerdings wurde diese mit der Machtübernahme Benjamin Netanjahus genau wie Rabin zu Grabe getragen.