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Die Diva vom Bosporus

Die Diva vom Bosporus
(Petros Karadjias)

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Präsident Erdogans Gehabe

Der Berg kreißte und gebar eine Maus: So in etwa lassen sich die jüngsten Diplomatie-Anstrengungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan beschreiben. Während viele seiner politischen Handlungen bereits in der Vergangenheit für Aufregung sorgten, kann man sich mittlerweile nur noch über das unsouveräne Auftreten Erdogans wundern. Der einstige Hoffnungsträger der EU verkommt zum beleidigten „Boss vom Bosporus“.

Erdogan hat lange darauf hingearbeitet, die kemalistische Republik in ein autoritär-islamistisches Präsidialsystem zu verwandeln. Dies ist ihm mittlerweile gelungen. Als wäre dies nicht besorgniserregend genug, kommen seine unberechenbaren Reaktionen hinzu. Dass Erdogan sich über den Beitrag einer Satire-Sendung derart aufregen kann, lässt einen nicht mehr nur zweifeln, sondern fast verzweifeln: Die EU hat einen der wichtigsten Deals – den Flüchtlingspakt – mit einem kritikunfähigen, sich nicht um Rechtsstaatlichkeit scherenden Despoten abgeschlossen.

Dass dies keine Übertreibung ist, zeigt sich nicht zuletzt am verkrampften Versuch, ein anderes Land in seiner Pressefreiheit zu beschneiden. Absurder geht es kaum. Allerdings ist die Türkei auch jenes Land, das bereits die größte Flüchtlingslast zu tragen hat und durch seinen Kurdenkonflikt stets destabilisiert ist.
All dies verlangt einen souveränen Staatenlenker – keine irrationale Diva.
dsabharwal@tageblatt.lu