Verstörend, unglaublich, ja skandalös waren die Einzelheiten, die der Untersuchungsausschuss SREL im Laufe seiner Monate währenden Arbeit vor knapp drei Jahren zutage gebracht hatte. Wie ein Staat im Staat hatte der Apparat funktioniert. Begünstigt worden waren die Verfehlungen einzelner schwarzer Schafe durch die mangelnde, ja quasi inexistente politische Kontrolle des Geheimdienstes.
Nein, nicht die Parlamentarische Kontrollkommission war verantwortlich. Dass einzelne Elemente im Geheimdienst schalten und walten konnten, wie sie es für richtig hielten, lag damals im Verantwortungsbereich des damaligen politischen Chefs des Ganzen: des damaligen Premierministers.
Die Folgen der Affäre sind bekannt: Neuwahlen mit anschließender Bildung der Dreierkoalition. Die damals den politischen SREL-Chef stellende Partei landete auf der Oppositionsbank, der Ex-Premier in Brüssel. Den Verlust der Macht im Staat hat die CSV bis heute nicht verwunden. Sie lechzt nach Genugtuung für die erlittene Schmach.
Ob das zu Wochenbeginn bekannt gewordene Treffen des damaligen DP-Deputierten Xavier Bettel mit dem Ex-SREL-Agenten André Kemmer ihr die Gelegenheit dazu geben wird? Dass diese Bettel’sche „Verfehlung“ mit der seines Amtsvorgängers gleichwertig sein soll, wagen wir jedoch zu bezweifeln.
Auge um Auge, Zahn um Zahn, dieser Rechtssatz funktionierte im Alten Testament. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Oder etwa nicht?
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