Der Rücktritt von Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann war absehbar, allerdings ist er alles andere als ein Befreiungsschlag. Während viele zunächst durchzuatmen schienen, müssen Faymanns sozialdemokratische Parteikollegen nun den Schaden begrenzen – und wieder zu einer klaren Linie finden. Faymann war zuletzt mit seiner SPÖ einen Schlingerkurs gefahren, der ihm selbst innerhalb seiner Partei von den unterschiedlichsten Flügeln heftige Kritik einbrachte.
dsabharwal@tageblatt.lu
Nun steht die SPÖ mit dem populären und mächtigen Wiener Bürgermeister Michael Häupl vor einer neuen Herausforderung. Er hat zwar eine starke innenpolitische Hand, muss jedoch sein eigenes Profil verstärkt schärfen und den innerparteilichen Aufruhr beruhigen. Fraglich ist jedoch, wie die Beruhigung einer derart wütenden Partei einhergehen soll mit einer gleichzeitigen Standortbestimmung. Hinzu kommt die Tatsache, dass die SPÖ neue Impulse braucht. Sie war in den vergangenen Monaten gerade mit Blick auf die Flüchtlingskrise zum Wendehals mutiert und musste dafür von ihrer Basis bittere Kritik einstecken.
Es wäre deshalb mehr als nur wünschenswert, wenn gerade Österreichs Sozialdemokraten ihr Land wegen seiner geopolitischen Relevanz mit einer progressiven Politik steuern würden, statt sich vom Mob vor sich hertreiben zu lassen. Die Experimente Richtung rechts sollten der Vergangenheit angehören.
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