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„De Batti“ vor dem Richter

„De Batti“ vor dem Richter
(uli Deck)

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Prozess wegen Kreidemalerei

Wer kennt sie nicht, die schönen luxemburgischen Sprichwörter „Stell dech net de Batti“, „Maach wéi d’Leit, da geet et der wéi de Leit“ oder auch noch das bezeichnende „Maach, datt d’Kierch am Duerf bleift“, mit denen Kinder und Jugendliche seit jeher dazu ermahnt werden, sich gefälligst anständig zu benehmen.

llaboulle@tageblatt.lu

Der Gebrauch solcher Redewendungen steht symbolisch und exemplarisch dafür, wie in Luxemburg über Jahrzehnte eine ideologisch konservative Machtstruktur konstruiert und erhalten wurde: CSV wählen, zur Kirche gehen, schön brav und spießig sein, nicht seine Stimme erheben, schon gar nicht gegen die Obrigkeit.

Doch in Luxemburg machen immer weniger Leute wie die Leute. Immer mehr junge Menschen, die im Ausland studiert haben und dort alternative, zivilgesellschaftliche Formen der politisch-partizipativen Freiheit kennengelernt haben, durchschauen diese Machtstruktur und wollen nicht länger „Jo an Amen“ sagen.

Stellvertretend für diese Menschen steht das Künstlerkollektiv Richtung 22, dessen Mitglieder sich jetzt vor Gericht verantworten müssen, weil sie „linke Parolen“, wie es im Polizeibericht heißt, mit Kreide auf den Boden gemalt haben.
Der Prozess am Montag wird zeigen, ob es eher diese linken Parolen waren oder doch die abwaschbare Kreide, die die Staatsanwaltschaft dazu veranlasst hat, Anklage zu erheben.