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Spenden oder nicht

Spenden oder nicht
(Jean-Caude Ernst)

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Folgenschwere Missverständnisse

140.000 Euro haben Rotes Kreuz und Caritas als Spende für die Opfer der jüngsten Überschwemmungskatastrophe gesammelt. Das Geld soll den notleidenden Familien zugute kommen: Kleider, Ferienplätze für die Kinder, Begleichung von Expertise-Rechnungen, Soforthilfe von 500 Euro und zinslose Kredite von 5.000 oder 10.000 Euro.
Dieser letzte Punkt hat einen Shitstorm auf Facebook ausgelöst. Der Übeltäter? Der gewesene ADR-Abgeordnete Jean Colombera.

lmontebrusco@tageblatt.lu

Er ereiferte sich über die Ankündigung von „Croix-Rouge“ und Caritas, zinslose Darlehen zu gewähren. Beide seien schließlich keine Bank. Das Geld müsse integral an die Opfer des Hochwassers gehen. Stimmt. Nur dass da eine wichtige Zusatz-Info fehlte: Das Geld muss erst zurückgezahlt werden, wenn die Mittel von Staat oder Versicherung überwiesen wurden, und das dauert bekanntlich etwas länger.

Wer nichts bekommt, wird wohl von der Rückzahlung befreit werden. Derlei Überbrückungskredite sind eine im Ausland gängige Praxis. Die zurückfließenden Mittel sollen dann anderen Notleidenden zugute kommen. Damit wäre der Kreis geschlossen.

Gespendetes Geld soll tatsächlich für den angegebenen Zweck eingesetzt werden.
Aber Hand aufs Herz: Schreiben die aufgeregten Facebook-Kommentatoren auf den 5-, 10- oder 20-Euro-Schein, den sie jährlich den freiwilligen Rotkreuz-Sammlern aushändigen, etwa drauf, wozu „ihre“ Euros verwendet werden sollen? Mit seinem Vorstoß hat der gewesene Parlamentarier allen humanitären Organisationen einen Bärendienst erwiesen. Das Ganze grenzt hart an Populismus billigster Machart.