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Nach dem Putsch

Nach dem Putsch
(AFP/Ivan Sekretarev)

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Als die Gorbi-Ära zu Ende ging

Vor 25 Jahren putschten Offiziere, Geheimdienstler und hohe Parteifunktionäre gegen den damaligen sowjetischen Präsidenten und Generalsekretär der mächtigen KPdSU, Michail Gorbatschow. Drei Tage später war der Aufstand niedergeworfen, sechs Monate danach die UdSSR aufgelöst. Der neue starke Mann hieß Boris Jelzin, erster russischer Präsident. Er hatte die Gunst der Stunde genutzt, um den Rivalen auszubooten.

Lucien Montebrusco
lmontebrusco@tageblatt.lu

Jelzin hatte lange zuvor das Image des starken Mannes gepflegt. Als Bürgermeister Moskaus war er gegen korrupte Beamte vorgegangen, hatte Versorgungsengpässe kritisiert. Doch bald folgte seine Entmachtung, bis August 1991, als er sich als Retter der begonnenen Änderungen in der Sowjetunion, als Widersacher der alten Führungsstrukturen outen konnte. Was hatte ihm ein Gorbatschow entgegenzuhalten? Er hatte Perestroika und Glasnost Mitte der 1980er initiiert, doch während er im Ausland für Furore sorgte, galt er zu Hause bald als Schwächling.

Statt der heiß ersehnten Welt des Konsums fanden die Bürger leere Regale vor. Ob der Mangel von parteiinternen Gegnern zwecks Diskreditierung der Perestroika-Politik oder durch eine auf schnelles Geld gierende Mafia verursacht wurde, ist heute eine Frage von zweitrangiger Bedeutung. Doch leere Geschäfte haben sicherlich dazu beigetragen, dass Gorbatschows Ablösung als Erleichterung empfunden wurde, die Auflösung der UdSSR ohne Widerstand vonstatten gehen konnte. Obwohl sich zuvor eine Mehrheit der Bürger in einer Umfrage gegen diesen Schritt ausgesprochen hatte.