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Frauen-WMVon der „Wade der Nation“ zur Heldin? Anführerin Kerr trägt Australiens Hoffnungen

Frauen-WM / Von der „Wade der Nation“ zur Heldin? Anführerin Kerr trägt Australiens Hoffnungen
Australien-Kapitänin Sam Kerr konnte nach einer Verletzungspause erst im Achtelfinale erstmals bei der WM auflaufen Foto: Franck Fife/AFP

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Sam Kerr musste beim Karrierehighlight Heim-WM lange verletzt von außen zuschauen. Doch nun soll die Starspielerin auf dem Weg in die Geschichtsbücher für Australien zum X-Faktor werden.

Edelfan statt Anführerin, „Wade der Nation“ statt Torheldin: Das angedachte Karrierehighlight entwickelte sich für Sam Kerr erst mal zum Albtraum. Doch pünktlich für die heiße Turnierphase könnte das Postergirl der Heim-WM doch noch zur erhofften Heilsbringerin werden. „Es ist eine große Erleichterung, wieder zurück zu sein“, sagte die australische Angreiferin: „Ich fühle mich gut. Ich dachte, ich wäre ein bisschen eingerostet, aber nein, ich fühle mich großartig.“

Mittlerweile schlafe sie „wieder besser“ als in den vergangenen drei Wochen – perfektes Timing: Denn vielversprechender könnten die Nachrichten für die heiße Phase der historischen Heim-Mission kaum sein. „Das gibt einen enormen Schub“, schwärmte Flügelstürmerin Caitlin Foord vor dem Viertelfinale gegen Frankreich am Samstag (9.00 Uhr MEZ). Für die kommenden Gegner sei es „ziemlich beängstigend zu wissen, dass sie zurück im Team ist und mit uns ein Teil davon sein wird“.

Ausgerechnet im Abschlusstraining vor dem Auftaktspiel am 20. Juli hatte sich Kerr an der Wade verletzt. Eingepackt in eine dicke Winterjacke musste die Kapitänin die drei Vorrundenspiele von der Bank aus verfolgen. Als sie dann im Achtelfinale gegen Dänemark (2:0) in der 80. Minute erstmals bei dieser WM das Spielfeld betrat, erreichte die ohnehin immense Lautstärke im Stadium Australia von Sydney ihren Höhepunkt.

„Die beste Stürmerin, die es derzeit gibt“

„Die Fans bedeuten alles für uns. Es war ein wirklich schöner Moment. Aber ich bin einfach nur erleichtert und glücklich, wieder da draußen zu sein“, betonte Kerr. Das gilt umgekehrt auch für die ganze Nation, Australien ist im Fußballfieber. Dreimal scheiterten die „Matildas“ bereits in einem WM-Viertelfinale, nun soll vor erneut fast 50.000 enthusiastischen Fans in Brisbane erstmals in der Historie der Schritt ins Halbfinale gelingen.

Mit der aus einer sportbegeisterten Familie in Perth stammenden Kerr endlich in einer Hauptrolle. „Ich bin sehr glücklich, dass wir Sam zurück auf dem Feld haben – für sie und für das Team“, sagte Trainer Tony Gustavsson. Die Spielerin des FC Chelsea sei „eine unglaubliche Anführerin und wahrscheinlich die beste Stürmerin, die es im Frauenfußball derzeit gibt“, ergänzte Teamkollegin Emily van Egmond.

Auch beim kommenden Gegner ist der Respekt enorm. „Sie ist eine außergewöhnliche Spielerin im Strafraum und beschäftigt die Verteidigerinnen“, sagte die französische Flügelspielerin Kenza Dali: „Eine Sekunde Unachtsamkeit im Strafraum und das Tor ist da.“ Wahrscheinlich müssen „Les Bleues“ aber nicht über die volle Distanz auf Kerr aufpassen.

Die australische Offensive um Foord, Hayley Raso und Mary Fowler harmonierte auch so bislang prächtig. Unwahrscheinlich deshalb, das Gustavsson mit seiner Rekordtorschützin das Risiko eines Startelfeinsatzes eingehen wird. Aber auch als Jokerin könnte Kerr endlich zum erhofften X-Faktor werden.