Nach vier Jahren, oft geprägt von Kampf gegen den Abstieg, begann vor wenigen Wochen ein komplett neues Abenteuer für den ehemaligen Rosporter Verteidiger Davis Spruds. Seine ersten Erfahrungen bei Meister Swift hatte er sich – aus mehreren Gründen – anders vorgestellt. Denn aufgrund der Verletzungen von Cédric Sacras (Leiste) und Toufik Zeghdane (Schambein) ist in den vergangenen Tagen ein Platz auf der linken Seite frei geworden.

Dabei fühlt sich der 24-jährige Lette viel wohler in der Innenverteidigung. „Eigentlich war mir klar, dass ich die erste Zeit auf Spielzeit verzichten müsste. Allerdings ist es gut gelaufen. Ich hoffe, dass es so weitergeht.“ Zweimal ersetzte er Sacras bereits in der Conference League auf der linken Seite. Nach den 20 Minuten im Hinspiel gegen die Waliser von The New Saints kamen Anfang August dann unerwartet 55 Minuten auf das persönliche Konto hinzu – weil sich Sacras an diesem Abend die besagte Verletzung zugezogen hatte. Eine Vorlage für Alioui beim 2:1 und ein Treffer beim haushohen Liga-Erfolg in Strassen: Der Einstand ist ihm gelungen. „Das war nicht einstudiert“, meinte er mit einem Lachen, „eher improvisiert“. In etwa so wie die Tatsache, dass er sich nun in die erste Reihe vorgedrängt haben könnte.

„Unglaublich“ war das Adjektiv, das Trainer Carlos Fangueiro benutzte, um die europäischen Auftritte von Spruds zu beschreiben. „Gegen Strassen war er am Wochenende sogar noch besser drauf. Es ist ein Spieler, der zuhört, der immer bereit ist und Gas geben will.“ Dabei stand der gelernte Innenverteidiger nicht auf der Wunschliste der Coaches, sondern gehört den Spielern an, die bereits vor seiner Unterschrift verpflichtet worden waren. 

Spruds war zwölf Jahre alt, als seine Eltern aufgrund eines Jobs nach Deutschland ausgewandert sind. Inzwischen ist auch sein jüngerer Bruder Dans über Bitburg in der BGL Ligue (in Rosport) angekommen. Übrigens kann es schon in neun Tagen zum Bruder-Duell auf dem „Holleschbierg“ kommen. Als ehemaliger U21-Nationalspieler Lettlands hat der groß gewachsene Defensivspezialist den Traum von einem A-Länderspiel für sein Heimatland noch nicht aufgegeben. „Vielleicht haben sie mich in Lettland nicht unbedingt auf dem Schirm. Für die Nationalmannschaft zu spielen, wäre sehr schön, aber dafür muss meine Leistung passen. So eine Gruppenphase wäre natürlich die beste Werbung, aber da müssen wir erst einmal hinkommen …“

Dementsprechend groß war die Enttäuschung nach Spielende in Skopje (1:3). Der Startelfplatz und seine 61 Minuten Einsatzzeit haben diesmal keine Wirkung hinterlassen. Der Spieler ging, wie viele andere, hart mit sich selbst ins Gericht: „Weder ich noch die andern sind ins Spiel reingekommen. Wir haben die erste Hälfte verschlafen, waren nicht präsent. Es war irgendwie kein Mannschaftsgeist da. Wir sind nur nebenher gelaufen und waren einen Schritt zu spät. Alle drei Tore haben wir uns eigentlich auch selbst geschossen. Die waren zu verhindern.“

Es bleiben 90 (und mehr) Minuten Zeit, das Ganze noch mal geradezubügeln. Vorher aber wartet bereits Petingen auf den Meister. „Wir müssen uns an diese Doppelbelastung gewöhnen“, meinte Spruds. Er selbst wird sich an das gewöhnte Rezept halten, um den schwarzen Tag in Struga hinter sich zu lassen: „Mich ins Bett legen und mir die Partie in ein oder zwei Tagen noch mal auf dem iPad ansehen. Sowohl die guten als auch die schlechten Aktionen.“ Auf die Frage, wie viele gute Aktionen es auf individueller Basis gab, meinte er trocken und ehrlich: „Nicht viele. Ich bin nicht zu hundert Prozent zufrieden. Es kann nur besser werden.“ Das muss es auch, wenn es für den Swift Hesperingen weitergehen soll.