Erst scheiterten Megan Rapinoe und ihre Mitspielerinnen an der Frau mit den tausend Händen, dann an sich selbst: Als nach 120 torlosen Minuten und einem Elfmeter-Drama auch noch der ultimative Videobeweis nicht zu ihren Gunsten ausfiel, machte sich bei den US-Fußballerinnen lähmendes Entsetzen breit. Auch bei der Ikone Rapinoe, die das vorzeitige Ende ihrer großen Karriere mit einem verschossenen Elfmeter selbst mit einleitete.
Dass Rapinoe nach ihrem folgenschweren Fehlschuss mit einem Lächeln im Gesicht abdrehte und anschließend nicht zur Pressekonferenz erschien, nahm man ihr in den sozialen Medien ziemlich übel. Dieses Lächeln, so ließ sie unmittelbar nach dem Spiel wissen, sei aber nur ihre Reaktion auf ihren Fehler gewesen: „Ich habe gedacht, das ist doch ein kranker Witz. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt einen Elfmeter verschossen habe.“
Für die USA ist das vorzeitige Ausscheiden ein Desaster. Viermal Weltmeister, viermal Olympiasieger, unangefochtene Nummer eins der Weltrangliste, bei den bisherigen acht WM-Endrunden immer mindestens Dritter. Und jetzt das Aus im Achtelfinale. Der umstrittene Trainer Vlatko Andonovski wird nach dem historischen Debakel wohl bald seinen Job verlieren, Rapinoe (38), freilich nur noch Ersatzspielerin, wird künftig als Integrationsfigur fehlen. Auch ihre langjährige Wegbegleiterin Alex Morgan (34) denkt schon länger laut über ein mögliches Ende der Karriere nach.
Auf der anderen Seite herrschte verständlicherweise die pure Freude. „Ich bin so glücklich“, sagte Magdalena Eriksson. Die Abwehrspielerin gab zu: „Ich weiß nicht, wie wir das geschafft haben. Wir haben heute nicht unser normales Niveau erreicht, aber wir haben gezeigt, dass wir auf viele Arten gewinnen können.“ Vor allem hatte Schweden eine fantastische Torhüterin.
Starke schwedische Torhüterin
Zecira Musovic, beim FC Chelsea nur die Nummer zwei, raubte mit geradezu unfassbaren Paraden den Amerikanerinnen in 120 torlosen Minuten den Nerv, und auch im Elfmeterschießen konnten die Titelverteidigerinnen ihre Chancen nicht nutzen. Erst vergab Sophia Smith nach zwei Fehlschüssen der Schwedinnen den Matchball zum Sieg. Dann traf Kelly O’Hara den Pfosten. Und den Schuss von Lina Hurtig wehrte US-Torhüterin Alyssa Naeher erst ab, als der Ball um Millimeter hinter der Linie war – erst nach Videobeweis jubelten die Schwedinnen.
Als wollten sie alle Kritiker eines Besseren belehren, bestürmten die US-Frauen von Beginn an das schwedische Tor – und scheiterten dabei immer wieder an Musovic, die eine Weltklasse-Leistung zeigte. Herausragend reagierte sie vor allem bei den Großchancen von Lindsey Horan (35./53.), Alex Morgan (89./96.) und Lynn Williams (102.). Sie legte damit die Basis für das Viertelfinal-Duell am kommenden Freitag im neuseeländischen Auckland gegen Japan.
Auch die Niederländer konnten ihrer Torhüterin danken. Daphne van Domselaar bewahrte ihre Mannschaft beim 2:0 (1:0) gegen den starken Außenseiter Südafrika mehrfach vor einem Gegentreffer. „Daphne hat uns einige Male gerettet, ich war glücklich, dass wir zur Halbzeit 1:0 geführt haben“, sagte Coach Andries Jonker.
Vizeweltmeister Niederlande trifft im Viertelfinale am Freitag in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington auf Spanien.
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