Als daheim auf den Schafsinseln die Korken knallten, schüttelte Jonatan Johansson noch immer ungläubig mit dem Kopf. „Das ist so verdammt surreal“, sagte der Torhüter des färöischen Meisters KI Klaksvik, der seit Mittwoch der Fußball-Held der ganzen Inselgruppe ist. Denn nach Siegen gegen Ungarns Meister Ferencvaros Budapest und nun auch den schwedischen Champion BK Häcken träumt das 5.000-Einwohner-Städtchen Klaksvik von der Champions League.
Nie zuvor hatte es ein Klub von den windumtosten Inseln in die dritte Runde der Qualifikation zur Königsklasse geschafft. Und das Beste: Seit dem Elfmeter-Krimi in Schweden hat Klaksvik mindestens die Teilnahme an der Gruppenphase der Conference League sicher, auch das ist eine Premiere für einen Klub von den Färöern. „Das ist das Größte, was dem Verein je passiert ist. Und bei weitem das Größte, was mir passiert ist“, sagte Schlussmann Johansson.
Kaum zu glauben: Johansson hatte noch im April für den norwegischen Fünftligisten Majorstuen FK gespielt – als Verteidiger und eher zum Spaß. Im Juni rief dann Klaksviks Coach Magne Hoseth an, der als Elektriker arbeitende Johansson machte da gerade Urlaub auf Rhodos. Seinem Team seien die Torhüter ausgegangen, sagte Hoseth. Kurz darauf stand Johansson gegen Ferencvaros zwischen Pfosten – und hielt in beiden Spielen (0:0/3:0) seinen Kasten sauber.
Gegen Häcken parierte Johansson im Elfmeterschießen den letzten Versuch der Gastgeber und versetzte die 100 mitgereisten Fans in Ekstase. „Es ist, als wäre ich noch im Urlaub. Der beste Urlaub der Welt“, sagte der Schlussmann, der 2022 seine Karriere eigentlich schon beendet hatte und eher aus Langeweile noch einmal in Majorstuen anheuerte.
Und noch ist das Märchen ja nicht zu Ende: In der dritten Runde (8./15. August) kämpft Klaksvik gegen den norwegischen Meister Molde FK um einen Platz in den Play-offs zur Champions League. Jonatan Johansson war angesichts der Auslosung fast schon beleidigt. „Es ist ein bisschen traurig, wenn man auf einem europäischen Abenteuer ist und zuerst nach Göteborg und dann nach Molde muss“, sagte er und lachte: „Außerdem kommt meine Freundin aus der Nähe von Molde. Es hätte durchaus etwas exotischer sein können.“ (SID)
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