Blamage in Brisbane, das historische Aus ist perfekt: Die deutschen Fußballerinnen sind erstmals bei einer Weltmeisterschaft in der Vorrunde gescheitert und haben nur ein Jahr nach dem EM-Höhenflug für das nächste DFB-Desaster gesorgt. Das nervenschwache Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg musste sich im abschließenden Gruppenspiel gegen Außenseiter Südkorea mit einem 1:1 (1:1) begnügen und tritt nach dem frühzeitigen Ende der Jagd nach dem dritten Stern tief enttäuscht die Heimreise an.
Martina Voss-Tecklenburg saß tief enttäuscht und mutterseelenallein auf der Trainerbank, ihre Spielerinnen heulten nach der Blamage von Brisbane hemmungslos. Das historische Vorrunden-Aus bei der WM in Australien und Neuseeland versetzte das Team in Schockstarre, das krachende Scheitern nur ein Jahr nach dem EM-Höhenflug sorgte für Trauer, Wut und Ratlosigkeit.
„Das war nicht unser Anspruch“, brachte Popp nach dem abschließenden Gruppenspiel gegen den großen Außenseiter Südkorea, das nach dem überraschenden Sieg von Marokko gegen Kolumbien (1:0) zu wenig war, mühsam hervor. „Ich kann nicht verstehen, was hier gerade abgeht“, bekannte sie in der Stunde des Schmerzes ehrlich. Ihr viertes Turniertor (42.) reichte nach dem schnellen Schock durch Sohyun Cho (6.) nicht aus. Die eigene Zukunft ließ die 32-Jährige offen.
Die sichtlich mitgenommene Voss-Tecklenburg zeigte sich selbstkritisch. „Wir haben zweimal ein Ergebnis erzielt, das nicht ausreicht. Dem müssen wir uns stellen – und das in erster Linie in meiner Person“, sagte die Bundestrainerin im ZDF und betonte: „Ich stelle mich jetzt in erster Linie vor die Mannschaft.“
Voss-Tecklenburg besitzt noch einen Vertrag bis 2025. An ihre Zukunft wollte die 55-Jährige im Brisbane Stadium aber noch nicht denken. „Ich stehe dazu, dass wir das nicht geschafft haben, weiterzukommen, aber gebe mir die Möglichkeit, nicht vorschnell etwas zu sagen. Ich brauche das auch, um das verarbeiten zu können“, sagte Voss-Tecklenburg.
Statt dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) nach drei Turnier-Enttäuschungen bei der A-Nationalmannschaft der Männer und dem Gruppen-Aus der U21 bei der EM wieder einen glanzvollen Sommer zu bescheren, ist das nächste Desaster perfekt. Dabei war der zweimalige Weltmeister beim 6:0 gegen Marokko noch furios ins Turnier gestartet. Doch die Niederlage gegen Kolumbien (1:2) sorgte nach der schwachen Vorbereitung für mehr Verunsicherung, als es die Bundestrainerin und ihre Spielerinnen eingestehen wollten.
Marokko historisch
„Es ist ein bisschen surreal. Ich glaube, wir müssen es einfach jetzt noch einmal hinterfragen, ob das von uns als Einzelspielerinnen auch genug war“, sagte Lena Oberdorf. „Wir haben es nicht auf den Platz bekommen“, gestand Jule Brand.
Voss-Tecklenburg versuchte es nach der Rückkehr von Abwehrchefin Marina Hegering mit der wenig erprobten Dreierkette, das nutzten die ebenfalls ausgeschiedenen Südkoreanerinnen in der Anfangsphase gegen eine nervöse DFB-Auswahl eiskalt aus. „Wir verteidigen es nicht gut“, kritisierte Oberdorf. Auch das Offensivspiel lahmte wie schon gegen Kolumbien. Die Idee war, mit Flanken gegen die kleineren Gegenspielerinnen zum Erfolg zu kommen. Das funktionierte vor 38.945 Zuschauern aber nur beim Ausgleich. In der Schlussphase sorgte die eingewechselte Sydney Lohmann für Gefahr, das war es aber auch. „Bis auf Lohmann hat uns Deutschland keine Probleme bereitet“, sagte Südkoreas Trainer Colin Bell.
Über die Gründe rätselten die Protagonistinnen. „Jetzt zu sagen, woran es gelegen hat, kann ich gerade nicht, weil ich es alles noch nicht greifen kann“, sagte Popp, die als einzige deutsche Offensivspielerin lieferte. Nach einem gemeinsamen Abendessen im Hotel stand für die DFB-Frauen das schmerzhafte Kofferpacken an. Am Freitag geht es viel zu früh zurück in die Heimat.
Marokkos Fußball-Frauen stehen dagegen sensationell im Achtelfinale. Vier Tage nach dem 1:0 gegen Südkorea, dem historischen ersten Sieg bei einer Endrunde, setzte sich der WM-Neuling in Perth ebenfalls mit 1:0 gegen Kolumbien durch und zieht als Gruppenzweiter – vor Deutschland – in die K.o.-Phase ein. Dort wartet am Dienstag Frankreich. Gruppensieger Kolumbien trifft auf Jamaika. (SID)
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