Wie jedes Jahr ist es für Christian Helmig und die FSCL schwierig, eine konkrete Zielsetzung bei der Weltmeisterschaft vorzugeben. Die luxemburgische Delegation gehört im Vergleich zu den anderen Nationen immer noch zu den kleineren Playern und hat auch deswegen in den einzelnen Kategorien kleinere Teams am Start. „Wir wollen das bestmögliche Resultat herausholen“, sagt Helmig. „Ohne dabei zu definieren, was das bestmögliche Resultat ist.“
Den Auftakt aus luxemburgischer Sicht machen die Junioren Mats Berns, Oliver Korva und Fynn Ury. Nur einen Tag später findet bereits eines der Highlights der WM statt: das Straßenrennen der Herren. Diesbezüglich musste die FSCL am Donnerstag eine Hiobsbotschaft verkünden: Arthur Kluckers, der für das Zeitfahren und das Straßenrennen geplant war, fällt krankheitsbedingt aus. Im Straßenrennen wird er durch Tom Wirtgen ersetzt, im Zeitfahren wird kein Luxemburger an den Start gehen. Dennoch haben die Herren im Straßenrennen vier Startplätze – zwei davon werden mit Fahrern gefüllt, die gerade erst aus der Tour de France kommen. „Alex (Kirsch) und Kevin (Geniets) haben beide eine gute Form. Letztes Jahr haben wir gezeigt, dass nicht viel fehlt, um ganz vorne mitzufahren.“
Geniets fuhr im vergangenen Jahr in Australien als 21. über den Zielstrich – und damit in der ersten Gruppe, die hinter Weltmeister Remco Evenepoel ins Ziel fuhr. „Eine WM ist immer extrem schwierig. Es ist ein Tag von 365 im Jahr, an dem alles zusammenkommen muss“, erklärt Helmig. Das Quartett vervollständigen Cédric Pries und Tom Wirtgen, die als Unterstützung der beiden anderen Fahrer fungieren sollen.
Starkes Damen-Trio
Bei den Damen zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Herren. „Wir haben endlich mal eine starke Truppe zusammen“, sagt Helmig, der mit Christine Majerus, Nina Berton und Marie Schreiber drei Luxemburgerinnen ins Rennen schickt. Die Vorbereitung von Majerus war wegen des Epstein-Barr-Virus suboptimal, doch bei der Tour de France Femmes konnte sie ihre Form wieder aufbauen. Auch Berton hat die Tour frisch beendet und wird mit guten Beinen nach Glasgow reisen.
Ambitioniert sind auch die Espoirs, die quantitativ am stärksten in Glasgow auftreten. Bei den Espoirs ist seit diesem Jahr auch der noch amtierende Europameister im Zeitfahren, Mathieu Kockelmann, dabei. Der 19-Jährige wird sowohl den Kampf gegen die Zeit angehen, als auch im Straßenrennen starten. „Der Leistungssprung von den Junioren zu den Espoirs ist schon gewaltig“, weiß Helmig. „Das soll auf keinen Fall Mathieus Leistungen bei den Junioren schmälern. Aber bei der U23 sind viele schon voll im Profizirkus integriert. Deswegen wird Mathieu in erster Linie hier mitfahren, um Erfahrungen zu sammeln. Die Erwartungen sind nicht die, dass er hier so einsteigt, wie er bei den Junioren aufgehört hat.“
Neben Kockelmann wird auch Mats Wenzel das Zeitfahren bestreiten. Im Straßenrennen werden neben dem Duo auch Loïc Bettendorff, Noé Ury und Arno Wallenborn an den Start gehen. Der große Vorteil der FSCL-Espoirs wird sein, dass sie mit fünf Radsportlern im Team fahren können. Mit Wenzel ist außerdem ein vielseitiger Fahrer dabei, der durchaus für ein gutes Ergebnis sorgen kann.
Zwei Athleten abseits der Strecke
Neben den Straßenradsportlern schickt die FSCL zwei weitere Aktive in ihre Rennen. Im Mountainbike wird Noa Berton bei den Junioren starten. „Er hat sich seit diesem Jahr mehr auf Mountainbike konzentriert“, weiß Helmig – dennoch erreichte Berton bei Paris-Roubaix der Junioren den 9. Platz. Bei der Mountainbike-EM riss ihm früh die Kette, sodass er sich mit Platz 50 zufriedengeben musste. Bei der WM traut Helmig ihm die Top 20 zu. „Die Strecke wurde komplett neu für die WM gebaut. Mal schauen, wie er damit zurechtkommt. Er ist aber ein starker Fahrer, deswegen mache ich mir da keine Sorgen.“ Im Paracycling wird Joël Adam an den Start gehen. Der 49-Jährige hat bereits eine Menge Erfahrung gesammelt und wird nach der WM auch bei der EM an den Start gehen.
Insgesamt hält Helmig diese Mega-WM für eine „super Idee für die Außendarstellung des Radsports und die Öffentlichkeitswirkung. Der Radsport wird in all seinen Facetten auf Weltebene präsentiert. Doch die Veranstaltung stellt für viele Verbände eine große Herausforderung dar. Wir sind immer noch eine relativ kleine Delegation. Aber wenn ich mir die Deutschen oder die Schweizer anschaue, dann haben sie doch eine logistische Herkulesaufgabe zu bewältigen. Deutschland reist alleine mit etwa 300 Teilnehmern nach Schottland. Für die Zuschauer ist das auch alles toll, dass es an einem Punkt stattfindet. Das Problem ist hier allerdings, dass es Überschneidungen gibt und man so nicht alle Wettbewerbe sehen kann. Es ist aber auch eine gute Plattform für Disziplinen, die sonst keine solch große Bühne bekommen“, fasst er zusammen.
Das Programm
Radsport-Weltmeisterschaft in Glasgow, die Rennen mit luxemburgischer Beteiligung:
Samstag, 5. August (14 Uhr): Straßenrennen der Junioren (127,2 km) mit Mats Berns, Oliver Korva und Fynn Ury
Sonntag, 6. August, (10.30 Uhr): Straßenrennen der Elite-Männer (271,1 km) mit Alex Kirsch, Kevin Geniets, Tom Wirtgen und Cédric Pries (Reserve: Colin Heiderscheid)
Mittwoch, 9. August (15.30 Uhr): Zeitfahren der Espoirs-Männer (36,4 km) mit Mathieu Kockelmann und Mats Wenzel
Donnerstag, 10. August: Mountainbike, Cross-Country der Junioren mit Noa Berton (15 Uhr),
Zeitfahren der Espoirs-Frauen (36,4 km) mit Nina Berton (15 Uhr), Einzelzeitfahren im Para-Radsport mit Joël Adam (15.35 Uhr)
Samstag, 12. August (12.30 Uhr): Straßenrennen der Espoirs (168,4 km) mit Mathieu Kockelmann, Mats Wenzel, Loïc Bettendorff, Noé Ury, Arno Wallenborn (Reserve: Rafael Pereira Marques, Jo Schmitz)
Samstag, 12. August (17.45 Uhr): Paracycling mit Joël Adam
Sonntag, 13. August (13 Uhr): Straßenrennen Elite/Espoirs-Frauen (154,1 km) mit Christine Majerus, Nina Berton und Marie Schreiber
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