Acht Wochen lang, Donnerstag für Donnerstag, von 17 bis 22 Uhr, fünf Stunden am Stück, insgesamt 40 Stunden, eine ganze Arbeitswoche im Vergleich. Bei 70-95 dB. After-Work-Party. 50 Meter vor unseren Wohnungsfronten.
Der Platz vor dem Restaurant Wax in Petingen ist kein Festival-Spielplatz, liebe Gemeindeverantwortlichen. Er wurde als Flanierplatz konzipiert, mit Ruhebänken und einer offenen Wasserquelle, schattenspendenden Bäumen, mit einem Gedenkmonument gegenüber, das an die Befreiung Petingens durch die Amerikaner erinnert. Wobei der Panzer jetzt aus uns allen unbegreiflichen Gründen vor das Restaurant Wax verlegt wurde und auf die Wohnhäuser zielt. Pietätlos.
Es ist kein Open-Air-Areal für Rockmusik, liegen doch die neuen Wohnblöcke, seit 2022, keine 50 m davon entfernt. Die allgemeinen Regeln sagen, dass die Lautstärke eines vorbeifahrenden Autos akzeptabel sei. Die liegt bei etwa 60 dB, bei 60 km/h. Erlaubt wären 50.
Was um 17 Uhr mit 70 dB beginnt, knallt dann spätestens ab 19 Uhr plötzlich mit 90-100 dB los. Zum Vergleich: Eine tieffliegende F15-Militärmaschie etwa erzeugt 90-110 dB. Hier allerdings dauerhaft. Drei Stunden lang F15 am Stück. Da sind auf Zeit bereits Innenohrschädigungen zu erwarten und durch die extrem aufgedrehten Bässe sogar Herz-Kaschperl. 60-65 dB wären erlaubt. Dezibel steigern sich fast exponentiell: 90dB sind bereits 1.000 Mal intensiver als 60 dB.
Das alles ereignet sich wie gesagt in 50 m (Meter!) Entfernung von schlafenden Kindern, die am nächsten Morgen wieder zur Schule müssen, und Erwachsenen, die z. T. bereits um 3 Uhr aufstehen müssen, damit die Feiernden am frühen Morgen in den Urlaub fliegen können. Ab 85-90 dB ist Fernsehschauen in den eigenen vier Wänden nur noch schwer möglich, ohne die Untertitel einzublenden. Telefonieren wird auch schwieriger. Ab 20 Uhr spätestens hätte eigentlich jeder Mensch Anrecht auf seine ungestörte Intimsphäre. Auch am Donnerstag. Glauben Sie mir, ich schreibe hier nicht für mich allein! Sondern für alle die Mitbewohner unserer Residenzen, rue Belair und rue d‘Athus, die unter dem Musik-Lärm leiden. Kinder und Erwachsene. Und wir sind nicht wenige.
Das alles kümmert weder das „Syndicat d‘initiative“ noch den Gemeinderat. Hat es auch noch nie. Die Mitglieder dieses Bespaßungsvereins sitzen oft noch zugleich im Gemeinderat oder sind ihm irgendwie verbandelt. Sie genehmigen sich sozusagen selbst ihre „Spiele“, und für das „Brot“ sorgt hier das gemeindeeigene Restaurant Wax. Zwei Fliegen … Derweil die Offiziellen sich unbekümmert in ihre Domus Aureae außerhalb der von ihnen organisierten Lärmzonen zurückziehen. Hat mir alles ein Gemeinde-Angestellter auf dem Campus Wax erzählt. In aller Harmlosigkeit.
Als ob das nicht ärgerlich genug wäre, fand jetzt an diesem Freitag noch unangekündigt eine zusätzliche „Privatparty“ unter den bereits für die Donnerstage errichteten Zeltdächern statt. Was Offizielles? Warum hängt dann da ein Plakat eines ehemaligen Schöffen, der nicht mehr zur Wahl angetreten ist? Die Parkplätze vom Wax wurden zugunsten der VIPs gesperrt! Das Wahlvolk wird mittels Metall-Gitter vom öffentliche „Party“-Areal ausgesperrt. Mit Einlasskontrolle. Sind wir in Versailles oder in Wien, wo der Kongress tanzt? Das geht Sie nichts an, blaffte mich der DJ morgens bei der Soundprobe an, das ist privat! Eine private Feier auf und in öffentlichen Strukturen geht mich also nichts an? Ach so!
Und warum feiern Sie denn nicht vor Ihrer eigenen Haustür, Herr X? Und vor allem: Wer bezahlt das alles? Doch hoffentlich nicht der Steuerzahler? Wer überprüft eigentlich die Gemeindekonten? Unbefangen?
Die Volkstribunen und Senatoren feiern sich selbst. Ohne den Plebs. Bis weit nach 23 Uhr. In Abendroben rumstöckelnd auf den bretterbelegten Wiesen, bei Dröhnmusik und wild flackernder Diskobeleuchtung. Ohne Rücksicht auf die Bürger, 50 Meter weiter auf der anderen Seite der Straße. Die Fenster und Rollläden fest schließen mussten. Im Sommer!
Unverfroren! Schamlos! Stopp! Halt!
Eine Gemeinde gehört nicht dem Gemeinderat und seinem Schultheiß. Auch die Gemeindeareale und Immobilien nicht. Und schon gar nicht einem sogenannten Zweckverband. Der Gemeinderat soll den Willen und die Bedürfnisse der Bürger erkennen und regeln, wofür er gewählt wurde. Weil der Bürger der Souverain ist! Und nicht der Schultheiß.
Und ein kommunaler Zweckverband ist in den politischen und demokratischen Machtstrukturen gar nicht erst vorgesehen. Er ist lediglich eine Körperschaft des öffentliche Rechts und nur Nebengleis und eine gehörige Versuchung in Richtung Nepotismus.
"sind ihm irgendwie verbandelt." Nein, Sie wissen bestimmt mehr in punkto Verbandelung!?
Auf jeden Fall ist man sehr stolz auf das Geleistete, für das Wohl der Bevölkerung, sagte man mir.