Rund um Nationalfeiertag war dem Wahlflüsterer so richtig warm ums Herz. Das Land zeigte sich von seiner geeinten Seite und auf den Volksfesten herrschte ausgelassene Stimmung. Keine Rede von Spaltung, wie sie nach den Kommunalwahlen in einigen Gemeinden offenbar entstanden ist, weil irgendwer glaubt, aus dem Wahlergebnis seien die falschen Schlüsse gezogen worden. In Sanem wurde zwar lange gebrütet, einige sagen gepokert, dann aber richtig entschieden, als LSAP und CSV beschlossen, gemeinsam weiterzumachen. Alles andere wäre ein Unding gewesen und sicherlich keine stabile Mehrheit.
Sowieso weicht die kommunale Arithmetik bald der nationalen. Der kommende Landeswahlkampf verspricht Spannung. Vor allem die Fragen, wer wie abschneidet und wer dann mit wem ins Koalitionsbett steigt, beschäftigt die Menschen. Das war am Donnerstagabend in Esch nicht anders. Wie es heißt, könnten drei oder gar vier CSV-Leute aus der „Minettemetropole“ unter den 23 Kandidaten der schwarzen Südliste vertreten sein. Auch Bürgermeister Georges Mischo. Es dürfte ein offenes Geheimnis sein, dass er Minister in einer CSV-Mit-fast-wem-auch-immer-Koalition werden möchte. Sportminister scheinen ihm die Leute zuzutrauen. Aber was macht er dann den Rest der Zeit? Sich mit dem Escher LSAP-Frontmann Steve Faltz balgen, der im Sportministerium arbeitet? Bürgermeister jedenfalls nicht mehr! Das wiederum wird dem CSV-Zweitgewählten Christian Weis zugetraut. Er scheint nichts dagegen zu haben.
Übrigens haben auch die Escher Sozialisten mit Liz Braz, Ernesa Agovic, Sascha Pulli und Ben Funck gute und junge Leute, die für die LSAP im Süden antreten könnten. Und was ist mit Steve Faltz? Mit einem Top-Resultat ist der Sozialist ja direkt hinter Mischo gelandet. Das verspricht, denkt der Wahlflüsterer. Aber dann erinnert er sich dran, dass Faltz gesagt hat, „unter keinen Umständen“ auf die Liste der LSAP für die Parlamentswahlen zu wollen. Er sollte es sich vielleicht doch noch mal überlegen … Und außerdem verinnerlichen, dass man in der Politik nichts ausschließen sollte – fast nichts. Und sicher nicht, dass nach den Wahlen im Oktober die CSV, selbst als stärkste Partei, der DP den Posten des Premierministers überlassen würde, nur um endlich wieder mitregieren zu dürfen. (Marco Goetz)
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