Erling Haaland wirkte ratlos. Mit gequältem Lächeln stand der norwegische Stürmerstar am Spielfeldrand des Ullevaal-Stadions in Oslo und rang nach Erklärungen für den vorangegangenen Abend. „So was passiert, ich habe auch keine Antwort darauf“, sagte Haaland einen Tag nach dem bitteren 1:2 der norwegischen Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation gegen Schottland und gab zu: „Ich bin ja auch nicht der schlaueste Mann der Welt.“
So wie die Mannschaft gespielt habe, hätte man eigentlich erwartet, zu gewinnen, sagte der 22-Jährige. Nach seinem Führungstor nach etwa einer Stunde hatte es tatsächlich so gewirkt, als bekämen die EM-Träume der Skandinavier neues Leben eingehaucht.
Aber dann, so Haaland, „passieren Dinge, die im Fußball passieren können“. Nach seiner Auswechslung in der Schlussphase konnte der Ausnahmestürmer nur noch tatenlos dabei zusehen, wie seine Mitspieler innerhalb von nur 104 Sekunden „vom Himmel in die Hölle“ (NRK) gerieten – und den norwegischen EM-Hoffnungen einen herben Dämpfer verpassten.
Brutal und bleischwer
Denn angesichts von nur einem Punkt aus drei Spielen und acht Punkten Rückstand auf die führenden Schotten in der Quali-Gruppe A deutet vieles darauf hin, dass die seit der EM 2000 währende Turnierdürre andauern wird. Trainer Stale Solbakken sprach am Samstag vom „Schlimmsten, was wir je erlebt haben“. „Brutal und bleischwer“ sei die durch Lyndon Dykes (87.) und Kenny McLean (89.) spät herbeigeführte Niederlage, sagte Kapitän Martin Ödegaard.
Am Sonntag gab sich der Mittelfeldregisseur wie auch Haaland jedoch optimistisch: „Ich scheiße drauf, was alle anderen sagen oder denken. Ich glaube weiter an uns.“ Es sei jedoch, so Ödegaard, „dumm“, nach einfachen Erklärungen zu suchen: „Fußball ist komplex.“
Am Samstag hatte allen voran die Auswechslung von Haaland bei Fans und Experten für Unmut gesorgt. Der Ausnahmestürmer betonte am Sonntag, er sei mit dem Gefühl vom Platz gegangen, seinen „Beitrag geleistet“ zu haben. Laut Solbakken habe Haaland selbst um eine Auswechslung gebeten: „Er ist fertig. Ausgepumpt. Wir können nicht mit zehn Mann spielen.“
Zwei Tage Zeit hätte seine Mannschaft nun, um die „schwerste Aufgabe der Welt zu bewältigen“. Zwei Tage Zeit, um den Rückschlag zu verarbeiten, bevor man im Spiel gegen Zypern (Dienstag, 20.45 Uhr) versucht, die letzten verbliebenen EM-Hoffnungen in die Sommerpause zu retten. Dann, so Solbakken, „werden wir sehen, ob wir gemeinsam aufstehen können.“ (SID)
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