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WahlflüstererMerkwürdiges Herumgehänge

Wahlflüsterer / Merkwürdiges Herumgehänge
Bei der ADR liebt man den eigenen Wahlbezirk. Offenbar so sehr, dass man diesen nun von der Hauptstadt auf die Gemeinde Hesperingen ausdehnen will?  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Der Wahlkampf in Luxemburg ist in vollem Gange. Und damit der Wahlflüsterer – und die potenzielle Wählerschaft – das auch ja nicht vergisst, trifft er zurzeit überall auf Menschen aus der Politik: bei Einweihungen von Sonnenmilchspendern und Co., in der Stammkneipe oder aber bei den zahlreichen „Dëppefester“. Kein Entkommen gibt es, überall sind sie. Und wenn sie nicht persönlich auftreten, blicken sie in den Straßen von Luxemburg mal glücklich grinsend, mal ernst dreinschauend von Plakaten auf Vorbeigehende hinab.

Etwas Eigenartiges ist dem Wahlflüsterer nun letztens auf dem Weg zur Howalder Kirmes passiert: Vor der Kirche in Howald schauten ihm die Spitzenkandidaten Alex Penning und Tom Weidig sowie weitere Kandidatinnen und Kandidaten der hauptstädtischen Sektion der ADR entgegen. „Well mir eis Stad gär hunn“ war dort in Großbuchstaben zu lesen. Wie viel das die in der Gemeinde Hesperingen lebenden Menschen interessieren dürfte, fragte sich der Wahlflüsterer.

Hin und her überlegte er: Sollte die Partei etwa vergessen haben, dass Howald keines der 24 Viertel der Hauptstadt, sondern ein Ort in der Gemeinde Hesperingen ist? Also nicht ihr Wahlgebiet. Bei den fließenden Übergängen zwischen Luxemburg-Stadt und Hesperingen wäre das durchaus nachvollziehbar. Und doch wunderte der Wahlflüsterer sich, dass eben just jene offenbar die Viertel ihrer Stadt nicht kennen, die angeben, diese so sehr zu lieben. Haben da etwa welche im Geografieunterricht nicht aufgepasst?

Nur wenige Tage später wollten in Esch offenbar eine andere Hauptstadtpolitikerin und ein anderer Hauptstadtpolitiker den Versuch starten, in fremden Gewässern zu fischen. Denn gleich mehrere Personen berichteten dem Wahlflüsterer, dass Spitzenkandidatin Maxime Miltgen und Spitzenkandidat Gabriel Boisante von der hauptstädtischen LSAP in Form von Plakaten in der Minettemetropole gesichtet worden waren, und zwar am boulevard Aloyse Meyer. Selbst wenn sie wollen würden: Die Menschen aus Esch können am 11. Juni für die beiden keine Stimme abgeben. 

Als sich der Wahlflüsterer vor Ort die Plakate ansehen wollte, waren diese allerdings schon wieder verschwunden. Vielleicht haben sich die Politikerin und der Politiker der hauptstädtischen LSAP-Sektion inzwischen auf den Weg zur Mosel oder gar gen Norden gemacht – grübelt der Wahlflüsterer. Lust, nachzuschauen, hat er keine. Sollen die Menschen aus der Politik doch herumhängen, wo sie wollen. Aber nicht ärgern, wenn man am Ende nicht überall gewählt wird. (Sandra Schmit)