So richtig viel Zeit, den Rennrhythmus auf der Straße zu finden, hatte Marie Schreiber nicht. Im März war sie zwar noch drei Tage mit der Nationalmannschaft bei der Tour de Normandie (2.1) am Start, im April vertrat sie Luxemburg beim niederländischen Eintagesrennen EPZ Omloop van Borsele (1.1). Von ihrem neuen Team SD Worx wurde die 20-Jährige danach so richtig ins kalte Wasser geworfen: am 1. Mai startete sie bei der Vuelta (2.WWT), dann ging es zur Baskenland-Rundfahrt (2.WWT), bevor sie den spanischen Rennblock mit der Vuelta a Burgos (2.WWT) beendete. Alle Rennen auf höchstem Niveau – und Schreiber wusste zu überzeugen.
„Das war eine großartige Einführung in den Rennsport auf höchstem Niveau“, wird die Luxemburgerin in einer Pressemitteilung ihrer Mannschaft zitiert. „Es war ein intensiver Rennblock. Es war kein einziger ruhiger Tag dabei. Mein erster Renntag mit dem Team SD Worx bei der Vuelta Femenina liegt weniger als einen Monat zurück, aber es fühlt sich an, als wäre es schon ewig her.“ Sowohl die Baskenland-Rundfahrt konnte SD Worx durch Marlen Reusser gewinnen als auch die Vuelta a Burgos, die auf das Konto von Demi Vollering ging. Lediglich bei der Vuelta musste man sich Annemiek van Vleuten (Movistar) geschlagen geben.
Lernen von den Besten
Schreiber fuhr dabei bei allen Rennen auf der letzten Etappe ins Ziel. „In den ersten Tagen der Vuelta fühlte ich mich nicht besonders gut, aber ich hielt durch, angetrieben von meinen Teamkolleginnen. Ich hatte das Gefühl, dass ich im Rennen wachse. Es war also eine schöne Erfahrung und ich habe viel gelernt.“ Nach der Spanien-Rundfahrt konnte die Cyclocross-Landesmeisterin das Gelernte sofort umsetzen. Im Baskenland und rund um Burgos betrieb sie viel Führungsarbeit für das Team. „Ich habe mich sehr gefreut, dass ich dem Team helfen konnte und meinen Teil zu den Siegen von Demi Vollering, Marlen Reusser und Lorena Wiebes (gewann zwei Etappen bei der Vuelta a Burgos) beitragen konnte. Demi und Lorena haben mich im Rennen immer wieder ermutigt und mir erklärt, warum bestimmte Dinge passieren, damit ich lerne, die Strecke besser zu lesen. Es ist eine absolute Ehre, mich im besten Team der Welt weiterentwickeln zu dürfen.“
Auf der letzten Etappe der Vuelta a Burgos schaffte Schreiber sogar den Sprung in die Ausreißergruppe. „In der Gruppe waren auch zwei Fahrerinnen, die uns im Gesamtklassement gefährdeten. Deshalb war es wichtig, in dieser Ausreißergruppe zu sein. Nachdem die Gruppen wieder zusammengekommen waren, fuhr ich zusammen mit Lorena Wiebes siebzig Kilometer an der Spitze. Wir haben die ganze Etappe als Team kontrolliert. Von den anderen Teams hat niemand etwas versucht. Ich habe gelitten, aber es war fantastisch, auf diese Weise Teil einer tollen Teamleistung zu sein. Das motiviert einen nur noch mehr für die kommenden Rennen.“
Schreiber ist schnell in ihrem neuen Team integriert. Die Philosophie des Teams, für das auch Christine Majerus fährt, hat sie bereits verinnerlicht. „Jeder fährt für den anderen. Es gibt ein klares Ziel, und dafür gibt jeder sein Bestes. Jeder Fahrer setzt sich zu 100 Prozent für die Interessen des Teams ein. Ich freue mich schon darauf, weitere Rennen mit dem Team SD Worx zu fahren. Jetzt folgt eine kurze Ruhephase. Das ist auch gut so, denn nach diesem Spanien-Block spüre ich meine Beine“, schmunzelt die Radsportlerin.
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