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Coupe de LuxembourgAm Tag vor dem Finale: Mersch steht kopf

Coupe de Luxembourg / Am Tag vor dem Finale: Mersch steht kopf
Die Merscher Spieler werden sich auf den zwölften Mann verlassen können Foto: Editpress/Jeff Lahr

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Eine letzte, möglicherweise unruhige Nacht steht noch bevor. Bei der Marisca Mersch ist die Anspannung vor dem größten und wichtigsten Fußballspiel der Vereinshistorie deutlich zu spüren. Ein Gespräch mit Präsident Marc Kill, der sich zum ersten Mal ganz offiziell mit dem internationalen Geschäft auseinandergesetzt hat.

Dienstagabend in Mersch. Zum ersten Mal in der 115-jährigen Vereinsgeschichte beschäftigte man sich bei der Marisca mit einer möglichen Conference-League-Teilnahme. „Es ist noch immer etwas verrückt, aber dieser Punkt stand tatsächlich zum ersten Mal auf der Tagesordnung unserer Vorstandssitzung. Wir wollen auch nicht ganz naiv sein und uns überhaupt nicht mit dem Thema auseinandersetzen … Uns haben aber schon erfahrene Vereine aus der BGL Ligue Hilfe angeboten“, meinte Präsident Marc Kill. Überfordert ist das Vereinsoberhaupt mit der Situation zwar nicht, dennoch sind die vergangenen Wochen nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. Auch kurz vor dem Endspiel ist es für den Merscher Chef noch schwer in Worte zu fassen, was derzeit in ihm vorgeht: „Mir steigen fast wieder die Tränen in die Augen, wenn ich das beschreiben soll. Ich bin einfach nur unheimlich stolz. Die Motivation bei den Spielern, Trainern und allen anderen zu sehen, nimmt mich emotional sehr mit, im positiven Sinne.“

Zu diesem Zeitpunkt war der gröbste Teil der Aufgaben ohnehin schon erledigt und Fragen zum Vorverkauf, Transport oder Stadion-Zugängen geklärt. Gleich nach dem gewonnenen Halbfinale hat man sich in Mersch Hals über Kopf in die Organisation dieses unerwarteten Finales gestürzt. „Wir haben insgesamt acht Busse organisiert. Einen für die Mannschaft, die anderen für unsere Jugend, den Vorstand und die ersten Anhänger, die sich gemeldet hatten.“ Anfang der Woche meldete der Aufsteiger auf Facebook, dass keine Plätze für die Busfahrt zur Verfügung übrig seien. „Der Vorverkauf lief gut, am Montag wurde der letzte Block (D) für den Verkauf geöffnet.“

Politische Werbetrommel

Der stolze Vereinspräsident Marc Kill
Der stolze Vereinspräsident Marc Kill Foto: Facebook/Marisca Mersch

So ein Endspiel ist nun einmal nicht alltäglich und spricht sich schnell herum – besonders, wenn selbst die Lokalpolitiker auf der Wahlkampfzielgeraden im Radio die Werbetrommel rühren. Bürgermeister Michel Malherbe ließ es sich auf der Antenne nicht nehmen, die sensationelle Geschichte hervorzuheben, die das Dorf seit Wochen in Atem hält. „Wir alle sind auf einer Wolke“, erzählte der DP-Spitzenkandidat mit stolzer Miene. Der Schöffen- und Gemeinderat hat sich übrigens von der aktuellen Fußballbegeisterung anstecken lassen – und den Verein mit einer spendablen Aktion überrascht: „Die Kosten für die Busse werden übernommen“, erzählte Marc Kill. 

Damit beschränken sich die Ausgaben der Finalisten auf ein Minimum: Es bleibt bei Fan-Utensilien und Eintrittskarten für Sponsoren. In die Vereinskasse wird dagegen ein gewisser Prozentsatz der Einnahmen des Endspiels im Stade de Luxembourg gespült. Etwas ungläubig rieb man sich in Mersch die Augen, als der nationale Fußballverband eine erste Schätzung präsentierte: Bei einer potenziellen Zuschauerzahl von 7.000 Menschen wurden die Geschichtsbücher bereits ausgepackt: „Wir haben ein sehr Statistik-affines Vorstandsmitglied. Er ist gerade damit beschäftigt, zu recherchieren, ob überhaupt einmal mehr Leute bei einem reinen Luxemburger Klubduell gewesen sind.“

Noch steht Marc Kill und Co. eine möglicherweise unruhige Nacht bevor, ehe der blau-gelbe Tross am Abend in Richtung Kockelscheuer aufbrechen wird. Egal wie lang die Strecke tatsächlich ist, für Marisca Mersch wird es die spannendste Fahrt der Vereinsgeschichte. „Ich habe den Spielern schon zu verstehen gegeben, dass wohl bei jedem dieses mulmige Gefühl aufkommen wird, sobald das Logo des Stadions sichtbar wird und wir in die Tiefgarage reinfahren.“ Das könnte sich im Juli wiederholen – sollte der Verein es tatsächlich schaffen, diesen Pott zu gewinnen.