Tageblatt: Bob Jungels, der Giro stand ursprünglich nicht auf Ihrem Plan. Wie sind Sie zu der Entscheidung gekommen, doch in Italien zu starten?
Bob Jungels: Es war eine Entscheidung von mir und der Mannschaft. Wir haben nach Paris-Nice meinen Gesundheitsstatus überwacht. Ich wurde behandelt und war nur am Warten, bis ich wieder gesund werde. Ich habe viel Training verpasst und wollte nichts überstürzen. Das war die richtige Entscheidung. Es blieb mir nicht viel Zeit vor dem Giro. Ich bin jetzt nicht bei 100 Prozent, aber ich bin mehr oder weniger bereit. Ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Nach der Tour de Romandie und dem Training sollte mein Zustand gut sein. Ich bin gesund, das hilft schon sehr.
In den letzten Jahren wurden Sie immer wieder wegen körperlicher Probleme außer Gefecht gesetzt. Wie sehr zehrt das an Ihnen?
Es ist offensichtlich nicht einfach. Ich wurde lange von körperlichen Problemen während meiner Karriere verschont. In den letzten Jahren habe ich nun mehr zu kämpfen gehabt. Es war mental eine schwierige Zeit. Ich hatte im Winter sehr hart für eine gute Form gearbeitet. Ich wollte dem Team zeigen, dass ich das Investment wert wäre. Es waren harte Wochen zu Hause, ich konnte nach Paris-Nice nicht viel tun. Ich bin aber froh, dass ich nun ohne Probleme hier sein kann.
Seit einigen Tagen sind Sie in Italien. Weckt das Erinnerungen an erfolgreiche Tage?
Das ist das Rennen, bei dem ich meinen Durchbruch hatte. Es bringt schöne Erinnerungen und Emotionen mit. Dieses Jahr habe ich jedoch einen anderen Status im Team. Sonst war ich immer als Leader für die Gesamtwertung hier, nun helfe ich dem Team, die Ziele zu erreichen. Ich hoffe, drei weitere gute Wochen hier zu erleben und weitere Erinnerungen zu schaffen.
Es ist auch von großer Bedeutung, jemand an der Seite zu haben, der weiß, wie man eine Gesamtwertung fährt
Was sind Ihre persönlichen Ziele?
Das ist aktuell schwer zu sagen. Ich weiß nicht, was ich mit meiner aktuellen Form machen kann. In der Tour de Romandie ging es mir von Tag zu Tag besser. Wir werden im Zeitfahren am Samstag schon sehen, wo ich stehe. Ich denke, in der zweiten oder dritten Woche könnte ich persönliche Ziele angehen. Wir haben als Team aber das Ziel, einen Fahrer aufs Podium zu bekommen. Darum geht es mir bei diesem Giro.
Die 15. Etappe in diesem Jahr wird wieder in Bergamo enden … (dem Ort, an dem Bob Jungels 2017 eine Etappe beim Giro gewann)
Ich habe mir die Etappen angesehen, es wird ein sehr harter Giro. Bergamo bringt gute Erinnerungen zurück. Ich kenne die Etappe und die kommt mir sicherlich entgegen. Schauen wir mal. Das Hauptziel ist, mit unseren Leadern aufs Podium fahren. Wenn ich eine „freie Karte“ bekomme, wäre es sicherlich schön, ein gutes Ergebnis zu wiederholen.
Mit Lennard Kämna und Aleksandr Vlasov hat das Team zwei Leader. Wie wichtig ist es für das Duo, jemanden an der Seite zu haben, der weiß, wie man auf das Gesamtklassement fährt?
Du wachst nicht einfach morgens auf und fährst eine Gesamtwertung in einer Grand Tour. Die Vorbereitung ist sehr wichtig. Es ist von großer Bedeutung, jemanden an der Seite zu haben, der weiß, wie man eine Gesamtwertung fährt. 2017 war ich zum Beispiel sehr froh, einen erfahrenen Fahrer wie Eros Capecchi an meiner Seite zu haben. An schlechten Tagen ist es sehr wichtig, dass du Leute hast, auf die du zählen kannst. Diese schlechten Tage kommen in drei Wochen immer mal vor.
Ist die Tour de France weiterhin geplant?
Mein Programm ändert sich etwas. Eigentlich sollte ich das Dauphiné und dann die Tour fahren. Nach dem Giro werde ich mich aber erholen und dann die Landesmeisterschaften angehen. Für die Tour de France stehe ich weiterhin auf der Longlist.
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