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LeserforumAntwort auf Forumbeitrag „Energiegewinnung aus Biomasse kann den Klimawandel nicht bremsen …“

Leserforum / Antwort auf Forumbeitrag „Energiegewinnung aus Biomasse kann den Klimawandel nicht bremsen …“
Symbolfoto Foto: Editpress/Tania Feller

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Antwort auf den Forumbeitrag im Tageblatt „Energiegewinnung aus Biomasse kann den Klimawandel nicht bremsen, sondern befeuert ihn“.

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Oth, Für mich liegt die Diagnose klar auf der Hand, die Symptome sind eindeutig: Sie haben eine Allergie auf Biogas und Landwirtschaft. Nichtsdestotrotz möchte ich mir erlauben, Sie über einige Reglementierungen und Techniken im Bereich Biogas zu informieren. Sie schreiben: 

1a) Biogas ist eine Gefahr für den Menschen 

Wenn ich vor der Wahl stünde, mir meinen Wohnsitz auszusuchen, entweder im Umkreis von 30 km zu einer Biogasanlage oder in 30 km Umkreis zu einem Atomreaktor, so fiele mir die Entscheidung doch leicht, wenn ich an vergangene Unfälle denke (Fukushima 2011, Tomsk in Westsibirien 1993, Tschernobyl 1986, Erwin in Tennessee 1979 …). 

1b) Biogas ist eine Gefahr für die Umwelt.

Man muss es einfach einmal erwähnen: Die rücksichtslose Entsorgung von Müll – hauptsächlich Dosen und Flaschen – an Straßenrändern und vor allem in Feldern, die zur Futtergewinnung für die Tiere genutzt werden, nimmt leider stetig zu. Jährlich verenden unzählige Tiere auf qualvolle Weise an den Folgen von bei der Futterbergung aufgeschnittenen Dosen, die wie Rasierklingen in den Mägen der Wiederkäuer landen. Ich will die Gelegenheit nutzen, um den Arbeitern der Straßenbauverwaltung einen Dank auszusprechen, ihnen, die in den letzten Wochen – und oftmals auch im Laufe des Jahres – der Vermüllung unserer Straßen den Kampf angesagt haben. 

1c) Biogas ist eine Gefahr für das Klima weltweit.

Smog-Alarm in Großstädten und Industriegebieten oder Kreuzfahrt- und Containerschiffe, die Massen an fossilem Brennstoff verbrennen, sind wohl größere Klimakiller als die Kreislaufwirtschaft der Landwirtschaft. 

2) Fünf Prozent des in Biogasanlagen produzierten Methangases entweichen unkontrolliert.

Dies ist sehr unwahrscheinlich, da moderne Biogasanlagen über Doppelmembrangas-Speicher verfügen und der Pflicht unterliegen, eine Gasfackel vorzuweisen, die in der Lage ist, das stündlich maximal anfallende Gas bei einem Störfall in der Biogasanlage selbstständig abzubrennen. 

3) Millionen Hektar Maiskulturen für Biogas … 

Ich stimme Ihnen zu: Landwirtschaftliche Nutzflächen sollten in erster Linie für die Lebensmittelproduktion genutzt werden. Ich kann Sie beruhigen, denn in Luxemburg sollen im Rahmen der Strategie für den Ausbau der Biogasproduktion künftig nurmehr Anlagen unterstützt werden, die hauptsächlich Gülle und Mist vergären, am besten 90 Prozent. Die restlichen 10 Prozent bestehen dann meist aus Futterresten aus Silagen von geringerer Qualität, die für die Fütterung der Kühe nicht unbedingt geeignet sind. 

4) Stickstoff und Phosphate von Gülle, Jauche und Biogasgülle aus der Landwirtschaft sind schuld an der Gewässerverschmutzung und rufen das Algenwachstum in den Gewässern hervor 

Im kleinen Luxemburg, mit seinen mehr als 600.000 Einwohnern sowie seinen Grenzgängern und Touristen, spülen wir täglich mehr als 150 Liter Abwasser pro Kopf – belastet mit Stickstoff- und Phosphat-Fraktionen aus Fäkalien, Duschgel, Reinigungsmitteln, Hormonen- und Antibiotika-Rückständen – über mehr als 200 Kläranlagen (einige davon noch sogenannte mechanische Anlagen) in unsere Gewässer. Da spielen die paar Liter Gülle oder Jauche, die bei einer „Havarie“ in der Landwirtschaft in die Gewässer gelangen, wohl keine entscheidende Rolle. Dies muss aber von den Medien hochgekocht werden, damit niemand die wahren Ursachen hinterfragt. 

5) Kolibakterien, Clostridien … 

Biogasanlagen, die nicht nur Gülle, Gras, Mais … vergären, unterliegen der EU-Hygieneverordnung. Diese Hygienisierung, die auch als Desinfektion oder Entseuchung bezeichnet wird, unterliegt den rechtlichen Vorschriften der a) Bioabfallverordnung, b) tierischen Nebenprodukte-Beseitigungsverordnung und c) der Düngemittelverordnung. Die verschiedenen Hygieneverfahren dienen dazu, dass mögliche Keime und sämtliche infektiöse Bestandteile im Ausgangssubstrat der Biogasanlage absterben (Kläranlagen verfügen nicht über solch performante Hygienisierungen!). Wenn ich all dies abwäge, komme ich zu dem Schluss: Das Schwein, die Kuh, die Biogasanlage oder die Kreislaufwirtschaft der Landwirtschaft sind nicht schuld an der Umweltverschmutzung und am Treibhausgaseffekt. Nein! Die Schuld hierfür müssen wir bei uns, den Menschen, suchen. Wenn wir weiter so respektlos unsere Natur vermüllen und unseren rücksichtslosen Lebensstil weiterführen, dann sieht es schlecht aus für unseren blauen Planeten.

Wer selbst die Schuld trägt, der sucht sie oft bei anderen!

In der Hoffnung, dass ich Ihre Symptome etwas lindern konnte, grüßt Sie Erny Kremer (der erboste Bauer), Urspelt.

den trottinette josy
13. April 2023 - 8.37

Unser Planet wird uns überleben und in irgendeiner Form weiterbestehen. Aber die Menschen scheinen nicht zu begreifen, dass wir, machen wir so weiter, im Begriff sind uns von alleine auszurotten.

piwa
12. April 2023 - 15.05

René Oth hat zurecht Biogasanlagen als Giftschleudern entlarvt - und dies aus wissenschaftlicher Sicht. Ein der Agrarchemie verpflichteter Bauer hat ihn unlängst dafür gerügt, wie er als «Kulturwissenschaftler mit dem Spezialgebiet ‘Indigene Hochkulturen’» sich erdreisten könne, sich über Ackerbau und Viehzucht zu äußern, und sich laut dem Motto des Landwirts «Schuster bleib bei deinen Leisten» nur um «Apachen und Shoshonen» kümmern dürfe. Diesem unliebsamen Zeitgenossen, der es nicht vermag, über den eigenen Tellerrand zu schauen, muss man leider in Erinnerung rufen, dass alle altamerikanischen Zivilisationen – wie die Muisca, Mochica, Chachapoya, Inka, Maya, Azteken… - auch bäuerliche Kulturen waren, die auf den unwegsamsten Geländen es fertigbrachten, Hunderttausende von Menschen ohne den mindesten Rückgriff auf Pestizide und Antibiotika und ohne Massentierhaltung – die es damals noch gar nicht gab – exemplarisch zu ernähren. Ob er als moderner Bauer, der nur mit Chemikalien fragwürdige Resultate zu erzielen vermag, diesen hochstehenden Kulturen das Wasser reichen kann? Wohl kaum.