Tageblatt: Nina Berton, Ihr Debüt bei Ihrem neuen Team Ceratizit-WNT Pro Cycling verläuft sehr gut. Hätten Sie mit diesen zwei Top-50-Platzierungen bei WorldTour-Rennen gerechnet?
Nina Berton: Ich wusste, dass ich eine gute Form hatte. Überraschend ist es, weil ich Helferin war. Beim Omloop und bei der Strade habe ich gute Arbeit für das Team verrichtet und dann ging es am Ende für mich darum, mit dem bestmöglichen Resultat ins Ziel zu fahren.
Beim Omloop Het Nieuwsblad haben Sie zum ersten Mal Rennerfahrung in Flandern gesammelt. Was unterscheidet diese Rennen zu den Ardennen-Klassikern, bei denen Sie im letzten Jahr am Start waren?
Die Rennen in Flandern sind aggressiver. Das Omloop ist das erste Rennen in Belgien, alle sind nervös, weil sie mit einem guten Ergebnis in die Saison starten wollen. Deswegen gibt es auch mehr Stürze.
Neben guten Auftritten bei den zwei WorldTour-Rennen konnten Sie bei der Tour de Normandie (2.1) die Bergwertung gewinnen.
In der Normandie war ich auch als Helferin eingeteilt. Wir wussten, dass wir mit Cédrine Kerbaol
die Gesamtwertung gewinnen könnten, was auch der Fall war. Meine Rolle war es, in den Anstiegen vorne zu fahren und bei Attacken von Fahrerinnen mitzuspringen, die uns im Gesamtklassement gefährlich werden könnten. Am ersten Tag fühlte ich mich im ersten Berg sehr gut und war vorne, also bekam ich aufs Ohr gesagt, dass ich um den Bergpreis mitfahren sollte. Es hat geklappt und ich war froh, das Trikot dann tragen zu dürfen.
Zum ersten Mal in Ihrer Karriere haben Sie eine Wertung bei einem solchen Rennen angeführt. Wie fühlten Sie sich dabei?
Es war sehr speziell. Ich war noch nie in einer solchen Situation. Ich wollte am zweiten Tag unbedingt zeigen, dass ich auch im Berg wieder vorne dabei sein kann. Es ist besonders, weil die Leute mehr auf dich schauen und man merkt, dass man ernster genommen wird. Deswegen ist es auch schwerer, das Trikot zu behalten. Am Ende der Rundfahrt waren aber alle zufrieden. Wir haben jede Wertung, bis auf die Sprintwertung, gewonnen.
In wenigen Wochen scheinen Sie einen großen Schritt gemacht zu haben …
Ich fühle mich bei Rennen ganz anders als im letzten Jahr. Ich kann dieses Jahr vorne mitfahren, obwohl ich arbeiten muss und keine Leaderin bin. Das gibt mir Selbstvertrauen. Ich habe bereits einen Sprung gemacht.
Das scheinen auch die Verantwortlichen zu merken. Dwars door Vlanderen und die Ronde waren zu Beginn der Saison immerhin nicht Teil Ihres Rennprogramms.
Die Gespräche haben nach dem Omloop angefangen. Das Team hat gemerkt, dass ich keine schlechte Arbeit für das Team mache. Beim Omloop war ich die letzte Fahrerin, die unserer Kapitänin noch weiterhelfen konnte. Die Verantwortlichen wussten vor der Saison nicht so richtig, wie ich performen würde. Wir haben also begonnen, den Kalender umzustrukturieren. Nach der Flandern-Rundfahrt werde ich nicht bei Paris-Roubaix starten, sondern mich auf das Training fokussieren. Danach werde ich sicher bei Liège-Bastogne-Liège antreten, vielleicht noch bei der Flèche Wallonne. Ende April steht dann das Festival Elsy Jacobs an, das für mich sehr wichtig ist. Erstens, weil es ein Rennen in Luxemburg ist und zweitens, weil unser Hauptsponsor auch der Hauptsponsor des Etappenrennens ist. Ich werde dort auch die Chance bekommen, auf ein eigenes Ergebnis zu fahren.
Das Team ist professioneller als das, was Sie bislang gewohnt waren. Spiegelt sich das in Ihrer Entwicklung wider?
Der Unterschied ist groß. Im letzten Jahr hatte ich ein Rad, das ich selbst gut pflegen musste, auch wenn die Mechaniker vor dem Rennen drüberschauten. Dieses Jahr habe ich ein Trainingsrad zu Hause und zwei Räder für Rennen, die top funktionieren. Ich muss mir keine Gedanken machen, das hilft mental. Auch ernährungstechnisch ist es anders. Der Staff ist sehr professionell, ich muss mich um nichts kümmern. Das macht für mich in einen großen Unterschied.
Dwars door Vlanderen bei den Herren mit Kirsch und Geniets
Am Mittwoch findet mit Dwars door Vlanderen die letzte Generalprobe vor der Flandern-Rundfahrt am Sonntag statt. Beim Rennen der Männer gehen mit Alex Kirsch (Trek-Segafredo) und Kevin Geniets (Groupama-FDJ) zwei Luxemburger an den Start. Die großen Favoriten der Flandern-Rundfahrt lassen das Rennen jedoch aus: Weder Mathieu van der Poel (Alpecin-Fenix) noch Wout van Aert (Jumbo-Visma) oder Tadej Pogacar (UAE) gehen am Mittwoch an den Start.
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