Tageblatt: Luc Wirtgen, Sie haben am Samstag beim längsten Rennen im Kalender, das zudem ein „Monument“ ist, Ihr Saisondebüt gegeben. Es gibt definitiv leichtere Aufgaben zum Auftakt, oder?
Luc Wirtgen: Ja, das kann man so sagen. Man sagt aber nicht nein, wenn man gesagt bekommt, dass man Mailand-Sanremo fahren kann. Für mich hat es aber einfach gut gepasst, es war die perfekte Zeit, um in die Saison einzusteigen. Ein kleineres Rennen wäre vielleicht einfacher gewesen, aber es ist alles gut gelaufen.
Warum sind Sie verspätet in die Saison gestartet?
Ich hatte in der Vorbereitung Probleme am Knie. Es war nie wirklich schlimm, aber wir haben mit dem Team abgemacht, dass wir aufpassen, um nicht zu übertrieben. Gemeinsam haben wir entschieden, später in die Saison zu starten. Es ist jetzt wieder alles gut, ich habe die Probleme hinter mir gelassen und schaue nun in die Zukunft.
Für Ihr Team Tudor war es das erste Monument in der noch jungen Geschichte der Mannschaft. Aloïs Charrin war den Tag über in der Ausreißergruppe vertreten, doch das beste Ergebnis fuhr Rick Pluimers als 49. ein. Wie zufrieden ist das Team?
Das ganze Team ist aktuell sehr zufrieden. Nach dem ersten Saisonsieg (Arvid de Kleijn gewann am vergangenen Mittwoch Mailand-Turin, Anm. d. Red.) herrscht eine richtig gute Stimmung. Das hat man bei Mailand-Sanremo im Rennen gespürt. Wir sind zusammen gefahren und waren in den richtigen Momenten vorne. Wir wollen uns im ersten Jahr richtig zusammenfinden, es ist wichtig, dass wir uns kennenlernen und Vertrauen ineinander bekommen. Der Rest kommt von selbst. Mailand-Sanremo war das erste Monument des Teams, wir haben viele junge Fahrer dabei und somit nicht viel Erfahrung. Deswegen war es insgesamt richtig gut. Wir sprechen immerhin von einem Monument – vom Niveau geht es nicht besser. Wir haben das Bestmögliche draus gemacht.
Wie haben Sie persönlich Ihr erstes Mailand-Sanremo erlebt?
150 Kilometer vor Schluss wurde es spürbar hektischer. Da war es noch weit bis zum Ziel. Es wurde dann schon Vollgas gefahren, vielleicht gab es bis zum Ziel zehn Minuten, in denen es etwas langsamer wurde. Wir haben in sechseinhalb Stunden fast 300 Kilometer absolviert, das ist schon faszinierend (Mit 45,773 km/h wurde das zweitschnellste Stundenmittel in 114 Ausgaben des Klassikers erreicht, Anm. d. Red.).
Ihr Team ist neu gegründet – bedeutet, dass die Fahrer sich größtenteils noch nicht kennen und die Strukturen neu sind. Macht es das schwierig, sich im Team zu finden?
Schwierig würde ich nicht sagen. Es macht es aber schwieriger, als wenn man ein Team hätte, das es schon länger gibt und in das jedes Jahr vielleicht drei neue Fahrer kommen. Bei uns ist alles neu, das Team, der Staff. Da muss man sich schon erst mal finden. Dafür hat es uns sehr geholfen, so früh einen Sieg eingefahren zu haben. Man spürt die Erleichterung, obwohl wir eigentlich gar keinen Druck haben. Die Atmosphäre nach dem Sieg ist entspannter.
Macht es die Sache für Sie einfacher, dass noch zwei weitere Luxemburger zur Mannschaft gehören?
Es ist ein schönes Gefühl, drei Luxemburger im Team zu sein. Arthur (Kluckers) und Raphael (Kockelmann, Mechaniker) kenne ich schon lange. Es ist ein Bonus, wenn du in deiner Muttersprache mal einen Witz reißen kannst oder mit dem Mechaniker über das Rad sprechen kannst. Ich möchte aber nicht sagen, dass es ein Muss für mich ist, weitere Luxemburger im Team zu haben.
Wie geht es für Sie nun weiter?
Ich werde Dienstag bis Sonntag bei der Settimana Internazionale Coppi e Bartali (2.1) fahren. Vom 11. bis zum 15. April starte ich dann bei der Sizilien-Rundfahrt (2.1) und dann folgt die Tour de Romandie (25.-30.4/2.UWT). Ich fahre also keine Klassiker. Das Team hat Einladung für die Flèche Brabançonne und das Amstel Gold Race bekommen, aber zusammen haben wir entschieden, dass ich Etappenrennen fahren soll, um die Form aufzubauen.
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