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BGL LigueEtzella-Kapitän Lex Nicolay: „Ich hatte ein sehr schlechtes Gewissen“

BGL Ligue / Etzella-Kapitän Lex Nicolay: „Ich hatte ein sehr schlechtes Gewissen“
Lex Nicolay ist seit drei Jahren Kapitän der Mannschaft aus dem „Deich“ Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Im Duell der Extreme hat Schlusslicht Ettelbrück beim Tabellenführer in Hesperingen gepunktet. Was dieser Sieg innerhalb des Teams bewirkt hat und wie es jetzt weitergehen soll: Ein Interview mit Kapitän Lex Nicolay.

Tageblatt: Eigentlich hatte man die Etzella bereits vorzeitig abgeschrieben. Wie erklären Sie sich die Reaktion, die am Sonntag gegen Swift Hesperingen zu sehen war?

Lex Nicolay: Wir sind ja noch immer abgeschlagen und haben vier Punkte Rückstand auf den Zweitletzten. Es hatte sich aber schon gegen Mondorf angekündigt, dass diese Reaktion irgendwann kommen würde. Da lief es schon etwas besser und wir hatten die Möglichkeit zum 1:1. Doch erneut gerieten wir unter die Räder. Das Ergebnis spiegelte den Spielverlauf aber nicht unbedingt wider. Dieses Duell gegen Hesperingen wird uns einen richtigen Motivationsschub geben. Ich kann nicht einmal beschreiben, was diesmal anders war. Wir hatten von Beginn an das Gefühl, dass etwas zu holen wäre. Wir sind gut reingekommen und lagen zweimal hinten. Es lag etwas in der Luft, das uns sagte, dass wir punkten könnten.

Was bedeutet es denn, wenn so etwas ausgerechnet gegen den Tabellenersten eintritt?

Ich wünschte ja, dass es jedes Wochenende so wäre (lacht). Es macht keinen Unterschied, ob wir gegen den Leader spielen. Man ist deswegen nicht motivierter. Die Duelle gegen direkte Konkurrenten sind aus unserer Sicht wichtiger, da wir denen keine Punkte schenken dürfen. Uns erwarten nach der Begegnung gegen Düdelingen nächste Woche gleich mehrere dieser Sechs-Punkte-Spiele, mit Käerjeng, Wiltz und Rosport. Ich hoffe, dass wir da mit der gleichen Einstellung antreten werden. Dann werden wir noch viele Punkte sammeln.

Wurde dieser Punkt wie ein Sieg gefeiert?

Nicht unbedingt. Jeder war froh, nicht mit einem schlechten Gefühl heimfahren zu müssen. Trotzdem wurde nicht großartig gefeiert. Wir sind uns bewusst, wie groß unser Rückstand ist. Ein Punkt bringt uns nicht wirklich weiter. Allerdings war er gut für die Moral. 

Haben Sie als Kapitän das Wort im Anschluss des Spiels ergriffen?

Es war eher ein Gespräch. Wir kamen zum Schluss, dass wir mit so einer Einstellung keinen Gegner fürchten müssen. 

Warum hat es die Etzella geschafft, den Swift, der andere Teams schlichtweg überrollt hat, vor derartige Probleme zu stellen?

Wir haben eine ähnliche Taktik gewählt wie gegen Mondorf. Da hatten wir allerdings in der Mitte etwas Probleme mit zwei Achtern. Diesmal haben wir mit Florent Berisha einen Innenverteidiger auf die Sechs gestellt, als Staubsauger vor der Abwehr. Das hat definitiv geholfen. Zudem haben wir untereinander sehr viel geredet. Das war bislang ein Manko in dieser Saison – die Kommunikation und die Tatsache, dass einige die Informationen dann nicht angenommen haben … Diesmal wusste jeder, worum es gehen würde. Alle Vorgaben wurden respektiert. Das beste Beispiel war Yanis N’Gbin, der sich in der Schlussphase geopfert hat, da wir alle gerufen haben, dass er das taktische Foul begehen müsste. 

Wie überrascht waren Sie nach dem Schlusspfiff?

Ja, schon … Wir haben es uns nicht erwartet. Klar, man geht in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Als Sportler darf man sich ja nicht sagen, dass es nur darum geht, nicht unterzugehen. Die Ansage des Trainers vor dem Spiel ging klar in diese Richtung, nach dem Motto: Wir sind nicht angereist, um den Schaden in Grenzen zu halten, sondern um zu punkten. Das Ziel war klar. Am Ende muss man aber eingestehen, dass wir leer ausgegangen wären, hätte Hesperingen einen perfekten Tag erwischt. 

Welche Rolle spielt das Duell gegen Düdelingen, wenn man daran denkt, was danach wartet?

Das Ergebnis gegen Hesperingen wird uns allen einen moralischen Schub geben. Es gilt jetzt, das gegen Düdelingen zu nutzen. Auch gegen den F91 ist etwas drin, besonders zu Hause. Es ist etwas bitter, dass ein paar Leute ausfallen. Yanis N’Gbin und ich sind beide gesperrt. Wir haben aber gute Jungs, die uns ersetzen werden, damit wir mit einem guten Elan in die nächsten Begegnungen gehen können.

Ich muss auch sagen, dass in der gesamten Saison viele Schiedsrichterentscheidungen gegen uns getroffen worden sind – weil wir aus dem Norden sind. Gegen Hesperingen war es auch schon teils eine Frechheit, wie gegen uns und für die Großen gepfiffen wird. Wir lassen uns davon dann zu sehr beeinflussen und verlieren den Faden.

Werfen wir einen Blick auf die gesamte Saison. Die begann mit zwei Siegen und einem Remis. Danach erfolgte ein Einbruch. Wieso?

Der Start war nicht zu erwarten. Man muss zugeben, dass wir sehr viel Glück auf unserer Seite hatten, diese Spiele hätten auch in die andere Richtung kippen können. Danach war dieses Glück einfach verschwunden. Gegen Mondorf wurde uns ein Elfmeter verwehrt, eine klare Rote Karte wurde nicht gegeben und wir trafen dann nur die Latte … Ich muss auch sagen, dass in der gesamten Saison viele Schiedsrichterentscheidungen gegen uns getroffen worden sind – weil wir aus dem Norden sind. Gegen Hesperingen war es auch schon teils eine Frechheit, wie gegen uns und für die Großen gepfiffen wird. Wir lassen uns davon dann zu sehr beeinflussen und verlieren den Faden. Wenn wir in Rückstand geraten, lassen wir die Köpfe zu schnell hängen. Da müssen wir uns untereinander noch mehr anfeuern. Wir haben nicht die Qualitäten wie Hesperingen, Düdelingen oder Petingen, die mit einem Artur Abreu den Unterschied machen. Bei uns führt der Weg über Mentalität und Zusammenhalt. Das hatte gefehlt. Gegen den Swift dürfte aber jeder erkannt haben, dass diese Qualitäten in uns stecken. 

Ende Oktober wurde Neil Pattison entlassen. Was hat dieser Trainerwechsel bewirkt?

Ich hatte ein sehr schlechtes Gewissen. Er wurde nach dem Derby entlassen, bei dem ich einen Elfmeter verschossen habe. Geht der Ball rein, gewinnen wir das Spiel und er bleibt wahrscheinlich … Neil war drei Jahre lang da. Viele Spieler, ich inklusive, haben ihm viel zu verdanken. Es war eine bittere Pille. Die interne Lösung mit Bruno Alves war von Vorteil. Er kannte uns alle, da er in der Vorbereitung bereits ausgeholfen hatte, als sich Neil Pattison die Achillessehne gerissen hatte. Er war also niemand von außen. Es war anders, aber nicht fremd. 

Was hat Bruno Alves konkret verändert?

Ein paar Spieler haben uns im Winter verlassen, welche die Qualität des Teams nicht unbedingt in die Höhe getrieben hatten. Einige waren nur sporadisch präsent, was für den Mannschaftsgeist nicht förderlich war. Wir haben taktisch vieles geändert – teilweise zu viel. Das wissen sie selbst auch. Aber wir haben versucht, eine Elf und eine Taktik zu finden, die passt. Aus Sicht der letzten Spiele geht es mittlerweile in die richtige Richtung. Wenn man gegen den Ersten einen Punkt holt, ist mehr drin. 

Sie haben es bereits erwähnt, es bleiben immerhin noch vier Punkte Rückstand auf den Zweitletzten und fünf auf einen Relegationsplatz. Wäre das Barragespiel das höchste der Gefühle, das man jetzt noch erreichen kann?

Punktemäßig ist es sicherlich noch drin. Ich muss aber ehrlicherweise gestehen: Ich würde sofort unterschreiben, wenn es heißen würde, dass wir am Ende in die Relegation gehen würden. In diesem Fall besteht wenigstens noch die Hoffnung auf den Klassenerhalt. Ein Vorteil ist es sicher nicht, wenn man gegen ein Team antreten muss, das während der gesamten Saison nur gewonnen hat. Und trotzdem kann man sein Jahr auf diese Weise retten. Der direkte Abstieg wäre sehr hart. Ein Lauf könnte alles verändern. Bloß ist es immer sehr toll, darüber zu reden – aber wir müssen dafür auch die nötigen Punkte holen.

Zu der persönlichen Karriere: Warum wollten Sie nie etwas anderes sehen als das, was Sie bei der Etzella kennengelernt haben?

Ich habe mit vier Jahren hier angefangen, bald werden es 22 Jahre. Wir haben, bis auf die beiden Saisons in der Ehrenpromotion, immer auf höchstem Niveau gespielt. Ich muss nicht weit fahren, kenne hier alle und jeden. Es ist meine Familie. Es gibt Vereine mit anderen Ambitionen, die um die Europapokal-Plätze mitspielen. Da muss man dann aber realistisch sein … Ich bin hier gut aufgehoben. Zu einem Klub zu wechseln, der auf dem gleichen Niveau spielt, um ein paar Euro mehr zu bekommen, das bringt nicht wirklich etwas. Dann bleibe ich meinem Verein lieber treu.

Wie hart würde es Sie als pures Eigengewächs treffen, wenn es am Ende der Saison nicht für den Klassenerhalt reichen würde?

Ich bin schon einmal abgestiegen. Das ist absolut kein schönes Gefühl. Man hadert schon sehr lange mit dieser Erfahrung. Trotzdem haben wir uns damals gesagt, dass wir die Ärmel hochkrempeln würden, um wieder aufzusteigen. Davon will ich aber jetzt noch nicht reden, denn noch kann dieses Szenario vermieden werden. Als Ettelbrücker Spieler weiß man, dass es jedes Jahr um den Klassenerhalt geht und immer bis zum letzten Spieltag spannend bleibt. Im besten Fall können wir die Lücke schnell schließen. 

Steckbrief

Lex Nicolay
Geboren am
27. März 1997
Nationalität: Luxemburger
Position: Innenverteidiger
Bisherige Vereine: Etzella-Eigengewächs
Leistungsdaten: 168 Spiele für Ettelbrück, davon 117 in der BGL Ligue