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BGL LigueEin Torjubel mit Geschichte: Wie sich Adrian Ahmetxhekaj von seiner Jugendliebe verabschiedete

BGL Ligue / Ein Torjubel mit Geschichte: Wie sich Adrian Ahmetxhekaj von seiner Jugendliebe verabschiedete
Eine symbolische Geste in Richtung F91-Ersatzbank Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Mit 18 Jahren stand der damalige Düdelinger Jugendspieler Adrian Ahmetxhekaj plötzlich mit leeren Händen da. Seine Tage beim F91 waren gezählt. Die Karriere nahm einen Umweg – und kam am Sonntag trotzdem im Stade Jos. Nosbaum so richtig ins Rollen.

Montagmorgen in Rümelingen. Im Hause Ahmetxhekaj herrscht ausgelassene Stimmung. Der ältere Bruder Adrian hat am Sonntag in der BGL Ligue das Siegtor gegen Düdelingen geschossen, Denis konnte nach dem Erfolg mit der Fola die direkten Abstiegsplätze verlassen und in der 1. Division feierte der jüngste im Bunde, Roni, einen klaren 4:0-Auswärtssieg in Itzig. Dabei hatten die Ahmetxhekaj-Brüder, was ihre fußballerische Zukunft angeht, in jungen Jahren noch ganz andere Visionen. Denn ausgebildet wurden die drei Fußballer bis 2018 in der Akademie des F91. 

Damals kam es kurz vor Saisonende zum Eklat und ein Streit eskalierte. „Wir hatten ein tolles Jahr, haben die Meisterschaft mit der U19 gewonnen“, erinnert sich Adrian Ahmetxhekaj. „Doch in den letzten Wochen gab es Diskussionen mit dem Trainer (Alvaro Cruz, d. Red.) und dem Sportdirektor. Ich hatte mir immer gewünscht, eine Chance in der ersten Mannschaft zu bekommen, doch dazu kam es nie.“ Plötzlich stand der damals 18-jährige Mittelfeldspieler erstmals im Leben ohne Klub da. Die Zeit drängte. Erst am letzten Tag des Transferfensters unterschrieb er, aufgrund familiärer Kontakte, bei der Union 05 Kayl/Tetingen. Die beiden jüngeren Brüder wechselten in die Nachwuchsmannschaften der Fola.

Keine Versprechen

Ein Jahr lang blieb er im Süden, dann sammelte Adrian Ahmetxhekaj erste Minuten in der Ehrenpromotion. Im vergangenen Sommer holte ihn der Racing aus Canach in die Hauptstadt. Die Erwartungshaltung war klar: „Mein Berater hatte den Verein kontaktiert und Delvin Skenderovic hatte ebenfalls ein gutes Wort für mich eingelegt. In den Gesprächen haben mir die Verantwortlichen klargemacht, dass man mir keine Spielzeit versprechen könne.“ Doch der Sechser beißt sich durch – und gehört unter Trainer Fahrudin Kuduzovic zum Stammpersonal des RFCUL. „Er hat mir das Vertrauen geschenkt und dafür bin ich ihm sehr dankbar.“

Ich habe Edvin Muratovic zugerufen, er soll mir den Ball überlassen

Adrian Ahmetxhekaj , Racing

Der 22-Jährige stand in dieser Saison bereits 13-mal in der Startelf. Ausgerechnet gegen seinen früheren Klub Düdelingen aber musste er zunächst einen Bankplatz einnehmen. Vergessen wird er diesen Tag trotzdem nie: „Ich habe Edvin Muratovic zugerufen, er soll mir den Ball überlassen, als ihn der Torwart mit den Fäusten abgewehrt hatte. Ich habe ihn richtig gut getroffen, halb Spann, halb innen.“ Das Leder flog flach ins Netz. Sowohl der Zeitpunkt als auch die eigene Vergangenheit machten diese Geschichte so besonders: Sein erster BGL-Ligue-Treffer war Ahmetxhekaj in der 89. Spielminute des Topspiels im Stade Nosbaum gelungen, 25 Minuten nach seiner Einwechslung. 

Die Emotionen kochten kurz hoch, als sich der Gegenspieler demonstrativ, ohne Trikot, vor der F91-Ersatzbank den Finger vor den Mund hielt. Die Bedeutung dieser Geste war sich der Fußballer bewusst. Dieses Kapitel Düdelingen hat damit für ihn eine andere Wendung genommen, als er es sich in seiner Jugend vorgestellt hatte. Unglücklich darüber ist er nicht. „Ja, es war mein Jugendverein, aber im Moment denke ich nicht darüber nach, was irgendwann hätte sein können oder wie die Zukunft aussehen wird. Ich bin sehr zufrieden beim Racing und will mich mit dem Verein für die Conference League qualifizieren.“ 

Etwas Druck gibt es für ihn im ersten BGL-Ligue-Jahr dann doch, da sich der 22-Jährige ein Jahr Auszeit genommen hat, um sich voll und ganz auf den Sport zu konzentrieren: „Ich will unbedingt, dass es mit dem Fußball klappt. Ich glaube noch daran, dass es irgendwann einmal für’s Ausland reicht. Man weiß nie, was passieren kann.“ Racing-Sportdirektor Iliès Haddadji ist jedenfalls voll des Lobes gewesen: „Er ist zu unserem Mittelfeld-Metronom avanciert. Er kann das Spiel lesen und das Tempo einer Partie diktieren – und das, obschon er noch sehr jung ist. Wir haben gesehen, dass er das Potenzial für die BGL Ligue hat und er konnte sich ja auch gleich durchsetzen. Wir hoffen natürlich, dass er uns noch weiter erhalten bleiben wird, denn er ist sehr wichtig für uns geworden. Wenn er hart an sich arbeitet, könnte er sogar einen nächsten Schritt gehen.“ Zeit zum Träumen hat der Racing-Spieler noch. Spätestens am Sonntag muss er gegen Käerjeng aber wieder beweisen, dass er definitiv angekommen ist.

Steckbrief

Adrian Ahmetxhekaj
Geboren am
12. November 2000
Nationalität: Luxemburger
Position: zentrales Mittelfeld
Bisherige Vereine: F91 (Jugend), Kayl/Tetingen, Canach, seit Sommer beim RFCU Lëtzebuerg
BGL-Ligue-Statistiken: 17 Spiele, 1 Tor, 1 Vorlage