Wenn der FC Bayern am Freitag ins Trainingslager nach Katar fliegt, wird ein seit Jahren heiß diskutiertes Thema mit an Bord sein: Wie geht es mit dem umstrittenen Partner Qatar Airways weiter? Verlängern die Münchner trotz aller Widerstände aus Fankreisen den Vertrag noch einmal?
Vor der Abreise nach Doha wollte sich der Rekordmeister auf SID-Anfrage nicht dazu äußern. Zuletzt hatten Vorstandschef Oliver Kahn und Präsident Herbert Hainer nach der WM „intensive“ Gespräche mit der Fluggesellschaft angekündigt. Kahn wird im Laufe des Trainingslagers in Doha erwartet. Inwieweit es dabei zu Verhandlungen kommt, ist offen.
Die Fans unterstrichen vor der Abreise der Stars noch mal ihre klare Position. „Mir wäre es zwar lieber, wenn Bayern diesen Schritt machen würde. Aber letzten Endes geht es nur darum, dass das Sponsoring beendet wird. Wie und von wem, ist zweitrangig“, sagte Alexander Salzweger, Sprecher der Fanklub-Vereinigung Club Nr. 12, bei Spox und Goal. Er könne sich auch vorstellen, „dass Katar keine Lust mehr auf einen Verein wie Bayern hat“. Die anhaltende Kritik könne Katar auch „nicht geil finden“.
Goretzka spricht sich gegen Verlängerung aus
Der FC Bayern werde „alles abwägen, und dann werden wir eine Lösung finden“, hatte Hainer bei der Mitgliederversammlung im Oktober gesagt. Konkreter wurde es seitdem nicht. Der Vertrag mit dem Sponsor, für den der Rekordmeister seit 2018 auf den Trikotärmeln wirbt, endet in diesem Jahr. Hainer räumte immerhin ein, dass ihm das Thema „schon Kopfzerbrechen“ bereite. Man werde, so Hainer weiter, deshalb auch die Frage stellen, wie der FC Bayern „gesellschaftspolitisch dem Land helfen kann, sich weiterzuentwickeln“.
Vor allem die hitzigen Debatten um Menschenrechte, um die „One Love“-Binde oder um das Mund-zu-Mannschaftsfoto der DFB-Auswahl sollen zu Emirat Verstimmungen geführt haben. Die Sport Bild berichtete bereits, dass Qatar Airways den Kontrakt höchstens zu geringeren Konditionen verlängern würde. Bislang wird ein Jahresvolumen von 25 Millionen Euro kolportiert.
Selbst Nationalspieler Leon Goretzka hatte sich vor der WM klar positioniert. „Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass der Verein da auch im Sinne der Mitglieder handeln wird“, sagte er im ZDF. Er hätte „persönlich nichts dagegen“, sollte der Deal beendet werden.
Auf schwierigem Terrain
Zumal es für die Bayern-Bosse schwierig werden dürfte, eine Verlängerung bei den Diskussionen um Menschenrechtsverletzungen oder Arbeitsbedingungen, die schon bei der Jahreshauptversammlung 2021 zu Tumulten geführt hatten, zu rechtfertigen. Zu viel war auch bei der WM passiert – etwa als der katarische WM-Botschafter Khalid Salman Homosexualität als „geistigen Schaden“ bezeichnet hatte.
Die Bayern bewegen sich auf sehr schwierigem Terrain. Auf der einen Seite ist es kaum möglich, die klare Haltung der Anhänger zu ignorieren. Auf der anderen Seite benötigen die Münchner im harten Kampf gegen die europäische Konkurrenz das Geld. Klubs wie Paris St-Germain (Katar), Manchester City (Abu Dhabi) oder Newcastle United (Saudi-Arabien) werden von staatlichen Investoren großzügig unterstützt.
Am Freitagmorgen fliegt der FC Bayern bis zum 12. Januar ins Trainingslager mit Qatar Airways nach Doha – zum elften Mal. Vielleicht zum letzten Mal?
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