Als Lionel Messi 90 Minuten nach dem „Erdrutsch von Katar“ frisch geduscht vor die Mikrofone trat, ahnte Argentiniens Superstar wohl bereits, was in der Heimat los war. „Es ist ein sehr harter Schlag für alle, weil wir nicht erwartet hatten, so zu beginnen“, erklärte Messi nach dem brutalen WM-Fehlstart, diesem schockierenden 1:2 gegen den als chancenlos eingestuften Underdog Saudi-Arabien.
Und in der Tat ging in der argentinischen Presse bereits die Panik um. „Messi, vom Traum zum Albtraum“, schrieb die Sportzeitung Ole, während La Nacion den „Derrumbe en Qatar“, den sprichwörtlichen Erdrutsch im Wüstenstaat gesehen hatte. Und sich in weiteren Metaphern übte: „Die Seleccion wurde in einen Sandsturm gehüllt und der Horizont war getrübt.“
War es vor diesem historischen Spiel im Lusail-Stadion eigentlich nur darum gegangen, ob Messi bei seiner fünften und letzten WM endlich den goldenen Pokal in die Luft reckt, droht plötzlich das Aus in der Vorrunde – erstmals seit 2002. „Bei der WM hast du keine Zeit, Fehler zu machen“, so Nationaltrainer Lionel Scaloni: „Und so war das heute. Vielleicht kam es zum schlechtesten Zeitpunkt. Aber wir werden zurückkommen und den Kopf oben behalten.“
Zwei Spiele, um den GAU zu verhindern
Wie Messi befand, würden jedoch alle Dinge „aus einem bestimmten Grund“ passieren, sein Team müsse nun gewinnen. In der schwierigen Gruppe C sollte der Weltmeister von 1978 und 1986 nicht nur am Samstag die Mexikaner, sondern auch am darauffolgenden Dienstag Polen und Robert Lewandowski besiegen, um das Achtelfinal-Ticket einigermaßen ohne Zittern zu lösen. „Wir haben jetzt zwei Endspiele vor uns“, so Stürmer Lautaro Martinez: „Mexiko und Polen werden schwierige Rivalen.“
Die Lage ist vertrackt, der Kredit des Top-Favoriten auf einen Schlag aufgebraucht. Seit 36 Spielen, seit Sommer 2019, war die „Albiceleste“ bis dato ungeschlagen gewesen und gegen die Saudis hätte der Rekord der Italiener eingestellt werden können. Alles Konjunktiv, denn Argentinien verlor wegen der Tore von Saleh Alshehri (48.) und Salem Aldawsari (53.) erstmals seit 1990 ein WM-Auftaktspiel. „Es ist lange her, dass wir eine solche Situation durchgemacht haben“, gab auch Messi zu, das Team müsse nun „geschlossener denn je“ auftreten.
Es bleiben nur zwei Spiele, um den GAU zu verhindern. Zwei Spiele, in denen auch von Messi mehr wird kommen müssen. Nachdem der 35-Jährige gegen die Saudis erst eine frühe Chance vergab und nach zehn Minuten einen Foulelfmeter zu Führung verwandelte, tauchte er zusehends ab. Für La Nacion Grund genug, an „La Pulga“ und seinem Körper im gehobenen Fußballer-Alter zu zweifeln. „Es fehlte ihm nicht an Selbstbewusstsein, um den Ball zu bitten, es zu versuchen“, schrieb das Blatt: „Aber körperlich ist das sehr schwierig.“
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