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FußballDie WM in Katar symbolisiert „den größten Erfolg in der jungen Staatsgeschichte“

Fußball / Die WM in Katar symbolisiert „den größten Erfolg in der jungen Staatsgeschichte“
Am Sonntag geht es los: Das Eröffnungsspiel der WM zwischen Katar und Ecuador wird um 18.00 Uhr angepfiffen Foto: Adam Davy/dpa

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Mit Milliardeninvestitionen hat sich Katar nicht nur im Sport gewaltigen Einfluss erkauft. Die WM ist der vorläufige Höhepunkt eines politischen Plans.

Als Boris Becker 1993 erstmals in der Wüste aufschlug, spielte er nicht nur Tennis. Als Gesicht der Qatar Open stieg der damals 25 Jahre alte Sportstar in Sandalen auf ein Kamel, präsentierte sich inmitten einer Ödnis aus Sand und Staub mit einer Kufiya auf dem Kopf – und richtete zur Krönung seines offenbar fürstlich bezahlten PR-Auftritts warme Worte an die Gastgeber.

Für Katar war das Turnier in Doha der Auftakt eines milliardenschweren Masterplans für den Sport, der in diesen Tagen den vorläufigen Höhepunkt erreicht. Die Ausrichtung der WM sei „der größte symbolische Erfolg in der jungen Staatsgeschichte“, betonte Nahost-Experte Sebastian Sons im rbb-Interview. Schließlich betrachte das Emirat „den Fußball und die WM als Schutzgarantie vor externen Bedrohungen“.

Vor Saudi-Arabien oder dem Iran etwa. In einer konfliktgeladenen Region sieht sich das kleine, militärisch verwundbare Katar, das durch Gas- und Öl-Geschäfte in kurzer Zeit zu einem der wohlhabendsten Länder weltweit aufgestiegen ist, einer ständigen Bedrohung der beiden Schwergewichte ausgesetzt. Und so verfolgt der Wüstenstaat mit Investitionen in die Wirtschaft, Kultur oder eben auch den Sport seit Jahren eine Politik der Soft Power, die das Land unverzichtbar machen soll.

Nation Branding

Sei es Bayern München über die umstrittene Partnerschaft mit Qatar Airways oder der Einkauf des katarischen Sportinvestmentfonds QSI bei Paris Saint-Germain – die Verflechtungen sind eng und vielfältig. Längst spielt der Wüstenstaat in Europas Fußball ganz oben mit. Auch der Katarer Nasser Al-Khelaifi, PSG-Präsident, UEFA-Exekutivmitglied, Vorsitzender der europäischen Klubvereinigung ECA und Chef des mächtigen TV-Senders beIN Sports, gehört zu den wichtigsten Figuren.

Der Sport, insbesondere der Fußball, seien Teil einer „langfristigen Strategie, das eigene Überleben, politischen Einfluss und wirtschaftlichen Wohlstand zu sichern“, sagte Sons mit Blick auf ein Land, das oftmals öffentlich nur die glitzernde Fassade voller Wolkenkratzer in der Hauptstadt Doha präsentiert. Es gehe darum, „das eigene Land als Marke zu stärken. Es geht um Nation Branding“.

Katars Macht ist immens, längst tobt auch im Fußball ein Wettstreit mit Saudi-Arabien (Newcastle United) und den Herrschern in Abu Dhabi (Manchester City). Daneben spielt die Ausrichtung von Großevents eine wichtige Rolle: Formel 1, Handball, Leichtathletik – oder eben Tennis. Kaum eine Sportart haben die Katarer noch nicht angelockt.

Ringen um Macht und Einfluss

Im Gegenzug erhofft sich die Herrscherfamilie Al-Thani, die das Land seit Jahrzehnten autoritär regiert, Macht und Einfluss – nicht nur im Sport. In den USA oder Frankreich kaufte sich Katar mit Beteiligungen in die Wirtschaft ein, aber auch in Deutschland durch Anteile an Volkswagen, der Deutschen Bank oder RWE.

Katar, das in der jüngsten Golfkrise 2017 von einer Koalition um Saudi-Arabien zwischenzeitlich isoliert worden war, wolle sich durch die wirtschaftlichen Verflechtungen „international unentbehrlich machen“, sagte Sons. Wer unentbehrlich ist, wird unangreifbar.

Der Umgang mit dem Staat auf der Arabischen Halbinsel bleibt in der westlichen Welt aber umstritten – vor allem aufgrund von Menschenrechtsverletzungen. Zugleich muss sich Katar aufgrund von Verbindungen zu radikalislamischen Gruppen rechtfertigen.

Und obwohl Katar für viele Beobachter ein Land voller Widersprüche bleibt, dürften sich die Abhängigkeiten im Energiesektor aufgrund des russischen Angriffskrieges vergrößern.

Die WM (20. November bis 18. Dezember), die auch europäische Unternehmen Millionen beim Bau der Infrastruktur bescherte, wird zu einem der wichtigsten Faktoren bei der Verfolgung der geostrategischen Ziele. Im Ringen um Macht und Einfluss scheint Katar aber längst noch nicht am Ende angekommen zu sein. (SID)

Amira
17. November 2022 - 18.50

"Als Boris Becker 1993 erstmals in der Wüste aufschlug, spielte er nicht nur Tennis. "

Genau, er hat auch Steuern hinterzogen und sitzt jetzt im Knast.