Es wird auch die WM der betagten Herren. Portugals Cristiano Ronaldo: 37 Jahre alt. Kroatiens Luka Modrić: auch 37. Argentiniens Lionel Messi: 35. Uruguays Luis Suárez: ebenfalls 35. Polens Robert Lewandowski: 34. Oder auch der seit Monaten überragende Franzose Karim Benzema: Er wird einen Tag nach dem Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 35 Jahre alt. Womöglich ja erneut mit dem WM-Titel, denn nicht wenige rechnen die Équipe Tricolore trotz oder auch wegen der verpatzten EM im Sommer 2021 zu den Topfavoriten beim Turnier in Katar – und Frankreich ist Titelverteidiger.
Brasilien ist die andere Mannschaft, die viele als erste nennen, der Rekordsieger. „Wenn ich zwei auswählen müsste, sind Brasilien und Frankreich für mich die großen Kandidaten auf den WM-Titel“, sagt Messi vom südamerikanischen Erzrivalen und Copa-América-Sieger Argentinien.
Für ihn wird es auch die letzte Weltmeisterschaft werden. Und er will seine mit Titeln gespickte Karriere nun noch mit dem größten aller Fußball-Triumphe krönen und dabei auch sein Deutschland-Trauma mit zwei Viertelfinal-K.o. (2006 und 2010) und der Endspiel-Niederlage 2014 besiegen. Die Vorzeichen stehen zumindest mehr als gut. Seit 35 Spielen ist die Albiceleste schon ungeschlagen, bei der WM können die Argentinier den Rekord der nicht qualifizierten Italiener womöglich einstellen und überbieten.
Brasilien mit einem Neymar (30), aber auch Spielern wie dem 22 Jahre alten Vinícius Júnior, Frankreich unter anderen mit Kylian Mbappé, dem unfassbar schnellen Angreifer, der aber auf die Zuspiele von Schlüsselspieler Paul Pogba verzichten muss: Der Exzentriker, der unter Nationalcoach Didier Deschamps am besten zu funktionieren scheint, wird verletzt fehlen. Und Argentinien mit einem wie Messi, aber auch einer diesmal harmonierenden Mannschaft mit jungen Kräften, die nachrücken. Favoriten gibt es genug.
Brasiliens beeindruckende Bilanz
Die Liste ist lang. Und bei den meisten großen Fußball-Nationen, die es anders als Europameister Italien zur Endrunde in den umstrittenen Wüstenstaat geschafft haben, sind Spieler auf ihrer letzten großen WM-Mission. Wie auch beim deutschen Team, wenn beispielsweise Manuel Neuer, 36 Jahre, noch rechtzeitig fit und im Tor des Weltmeisters von 2014 stehen wird. Sie müssten eine Vision vor Augen haben, sagte er einmal: „Für mich gibt es nur ein Ziel, und das ist der Weltmeistertitel.“
Allerdings tippt Neuers einstiger Weltmeister-Mitspieler Toni Kroos auf einen anderen als Deutschland: „Brasilien ist mein Top-Favorit.“ Es wäre der sechste Triumph für den Rekordweltmeister, der bislang letzte liegt 20 Jahre zurück. Und die Mannschaft von Trainer Tite ist mehr als nur gut drauf.
In der Qualifikation in Südamerika feierte sie 14 Siege bei drei Remis, das Torverhältnis: beeindruckende 40:5 Treffer. Zweiter wurde Argentinien, ebenfalls ohne Niederlage. „Ich sehe Argentinien ganz oben und auch Brasilien – weit über dem Rest“, sagt Luis Enrique, Nationalcoach der ebenfalls hoch gehandelten Spanier. Angeführt vom auch schon 34 Jahre alten Sergio Busquets, dazu kommt einer wie der hochbegabte Pedri, der während der WM gerade mal 20 Jahre alt wird.
Auch auf Belgien mit dem ehemaligen Bundesliga-Profi Kevin De Bruyne muss immer geachtet werden, oder was die Niederlande machen unter Trainer-Legende Louis van Gaal (71). Deutschland oder auch England werden eher selten als Topanwärter genannt. Aber wer weiß, welche Nation am Ende triumphieren wird.
Dass der Stürmer, der europaweit seit einiger Zeit wohl für das meiste Aufsehen sorgt, nicht dabei ist, gehört auch zu den Geschichten der Stars und fehlenden Stars bei dieser WM. Erling Haaland verpasste mit Norwegen die Endrunde. So wie Zlatan Ibrahimović mit den Schweden. Der 41-Jährige hätte perfekt in die globale Runde der betagten Herren gepasst.
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