Es scheint, als seien Mads Pedersen und Alex Kirsch unzertrennlich. Dabei ist es nichts Neues, dass der Luxemburger der letzte Anfahrer in den Sprints für den ehemaligen Weltmeister ist. Doch selbst bei Bergetappen fährt das luxemburgisch-dänische Duo gemeinsam ins Ziel. Auf der 9. Etappe am Sonntag fuhr Kirsch als 113. über den Zielstrich, Pedersen wurde in der selben Gruppe 115. und am Samstag kamen beide als 111. und 110. bei der Etappenankunft an.
„Mads (Pedersen) ist eigentlich so stark, dass er bei Anstiegen niemanden an seiner Seite braucht“, erklärt Kirsch. „Aber wir kommen beide relativ gut über die Berge und wenn die Etappen so verlaufen, dann fahren wir gerne gemeinsam ins Ziel.“ Viel wichtiger als die Bergetappen sind für Kirsch und Pedersen, aber auch für das Team Trek-Segafredo, die Sprintankünfte. Der Däne konnte bis jetzt bei zwei Sprintankünften Zweiter werden, zusätzlich konnte er sich auf einer anspruchsvollen Etappe ebenfalls auf Platz zwei platzieren.
Bergfahrer mischen in Sprintwertung mit
Für die US-amerikanische Mannschaft stehen nach neun Vuelta-Etappen also drei zweite Plätze sowie das Grüne Trikot des besten Sprinters zu Buche. „Es fehlt nicht viel für einen Sieg“, sagt Kirsch, der vor allem die Leistung seines Teamkollegen auf der schwierigen 4. Etappe als „außergewöhnlich“ betitelt. Pedersen fuhr mit den stärksten Bergfahrern mit und ließ sich am Ende nur von Primoz Roglic schlagen. „Das war eine sehr gute Gelegenheit, Punkte für das Trikot zu sammeln.“
Aktuell deutet im Kampf um das Punktetrikot alles auf einen Zweikampf zwischen Pedersen (147 Punkte) und Sam Bennett (142) hin, der die beiden Sprintankünfte gewann. Doch Kirsch warnt: „Die Sprintwertung bei der Vuelta ist oft unübersichtlicher als bei der Tour. Es wird in den nächsten Tagen einige Bergankünfte geben, bei denen die Gesamtklassement-Fahrer dann auch oben in der Sprintwertung auftauchen.“ Auch deswegen wird Pedersen es wohl versuchen, in die Ausreißergruppe zu gehen.
Das Grüne Trikot, ein Etappensieg und eine gute Platzierung im Gesamtklassement waren die Ziele, mit denen Trek-Segafredo zum Start der Vuelta in die Niederlande reiste. Lediglich Letztgenanntes ist nicht mehr drin. „Das gibt uns – in Anführungszeichen – den einen oder anderen Ruhetag in den Bergen mehr“, weiß Kirsch, der sich also voll auf sich und Pedersen fokussieren kann. „Es passt vielleicht so gut zwischen uns, weil Mads auch kein Sprinter ist, der in jede Lücke reinfährt. Das bin ich auch nicht. Mit mir hat er jemanden gefunden, der groß ist und genug Energie hat, mal ein Stück länger im Wind zu fahren, als direkt eine Lücke zu suchen“, sagt Kirsch.
Dass Pedersen sich am Hinterrad von Kirsch wohlfühlt, zeigen nicht nur die Ergebnisse, sondern auch die Aussagen des Dänen. Nach der 2. Etappe, die Pedersen auf Platz 2 beendete, sagte er: „Es war ziemlich hektisch in einem technischen Finale. Alex (Kirsch) macht einen wirklich guten Job. Er hält mich aus Schwierigkeiten heraus und im Grunde muss ich nur seinem Hinterrad folgen, um dann den Sprint zu eröffnen, wenn ich denke, dass es der richtige Moment ist.“
Suche nach Pedersens Hinterrad
Mit 194 Zentimetern Körpergröße gehört der 30-Jährige zu den größeren Fahrern im Peloton. „Ich habe schon das Gefühl, dass ich im Sprint mehr sehe als andere. Aber die Qualität eines Anfahrers hat in meinen Augen vor allem etwas mit Instinkt zu tun. Man muss verstehen, wie das Feld in gewissen Situationen, wie beispielsweise in Kurven, reagiert. Man sollte auch die nächsten 500 Meter gut antizipieren können und viele Informationen schnell verarbeiten können. Die Größe ist lediglich für den Sprinter von Bedeutung, da er mehr Windschatten erhält.“
Über die letzten Jahre habe sich das Finale bei den Etappen aber auch entwickelt. Kirsch erklärt: „Die Teams kämpfen nun eher um das Hinterrad von Mads und nicht darum, uns im Weg zu sein. Das macht die Situation etwas einfacher. Jeder im Peloton weiß inzwischen, warum ich da bin – und jeder weiß auch, dass Mads einer der Schnellsten ist. Es wird also eher hinter uns gekämpft als mit uns.“
Kirsch, der sich physisch weiterhin in einer guten Form befindet, blickt optimistisch auf die zwölf verbleibenden Etappen. Darunter fallen zwei reine Sprintankünfte und zwei weitere, bei denen man sich Sprints erhoffen kann. Dann wird Kirsch auch wieder an der Seite von Pedersen zu sehen sein – doch am Dienstag sind beide erst mal voll auf sich alleine gestellt. Auf das Hauptfeld der Vuelta wartet ein 30,9 Kilometer langes Einzelzeitfahren zwischen Elche und Alicante.
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