Eine ereignisreiche Woche liegt hinter den Racing-Frauen. Die Qualifikation für die Champions League begann mit einem aufopferungsvollen Duell gegen Juventus Turin, den letztjährigen Viertelfinalisten. Nach dem 0:4 gegen die Italienerinnen stand der Luxemburger Double-Sieger dann Flora Tallinn (EST) gegenüber – und wie bereits im vergangenen Jahr kehrte der RFCUL mit einem Erfolg (3:1) von seiner Europapokal-Tour zurück. Kurz vor der Pause brachte Karoline Kohr den Verein auf die Siegerstraße. „Mit etwas Glück“, gab die Deutsche zu, „rutschte der Ball unter der Torfrau hindurch.“ Das 2:1 köpfte sie nach einem Freistoß von Julie Wojdyla in Höhe des ersten Pfostens rein.
Ein offensiver Killerinstinkt, den sie wohl auch in die Wiege gelegt bekam. Ihre Schnelligkeit und Abschlussqualitäten ließen nie Zweifel daran aufkommen, dass sie positionstechnisch in die Fußstapfen ihres Vaters treten würde: Harald Kohr traf zwischen 1986 und 1989 45-mal für den 1. FC Kaiserslautern. Der ehemalige Grevenmacher- und Jeunesse-Trainer hatte schon ein paar Jahre vor seiner Tochter einen Blick über die Grenze geworfen. Auch Großvater Siegfried und Bruder Dominik Kohr, aktuell Teamkollege von FLF-Nationalspieler Leandro Barreiro beim 1. FSV Mainz 05, verbindet das runde Leder. „Fußball war in unserer Kindheit immer präsent. Ich würde nicht behaupten, dass ich als kleine Schwester in diese Richtung gedrängt wurde, aber ich war automatisch dabei.“ Weder Ballett noch Tennis konnten sie vom Toreschießen abhalten. 2016 war sie vom TuS Issel in die Domstadt gewechselt und schaffte in ihrem zweiten Jahr in Köln erstmals den Aufstieg in die oberste Liga Deutschlands.
Bei Karoline Kohr waren 2021 dann mehrere Gründe ausschlaggebend, dass sie den Rheinländerinnen nach dem erneuten Aufstieg in die Bundesliga den Rücken kehrte: „Fünf Jahre war ich in Köln. Aber ich wusste immer, dass ich irgendwann zurück nach Trier kommen würde, um wieder näher an der Familie zu sein. Hier kann ich meinem Job nachgehen und auf professionellem Niveau Fußball spielen. Deshalb war der Racing für mich interessant.“ Die Mediengestalterin genießt die Kombination von geregeltem Arbeitsalltag und den abendlichen Trainingszeiten. „Der Beruf war schon immer eine Priorität, nur war das in Köln nicht auf diese Weise ausführbar“, fügte die 26-Jährige hinzu. „Es lag also daran, wieder näher an der Heimat und Familie zu sein.“ Nach den ersten zwölf Monaten bereut sie diese Entscheidung keineswegs – obschon der Traum von einer Rückkehr in den Profizirkus noch nicht komplett vorbei ist: „Das würde ich offen lassen … Letztes Jahr hat sich richtig angefühlt. Aber ich bin da flexibel“, sagte Kohr.
Mit ihren 52 Toren – in 17 Saisonspielen – krönte sich die Angreiferin in ihrer ersten Ligue-1-Saison zur Torschützenkönigin. Zum Vergleich: Auf Platz zwei landete FLF-Nationalspielerin Amy Thompson (Mamer) mit 38 Treffern. Doch das Sahnehäubchen fehlte: „Der Rekord liegt bei 58 Toren. Den hätte ich gerne geknackt.“ Eine Mission, die sie sich mit dem RFCUL für die anstehende Saison aufgehoben hat. Die beiden internationalen Auftritte haben jedenfalls bewiesen, dass die Racing-Damen ihre Vormachtstellung wieder untermauern wollen.
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