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„Die Luxemburger tun uns sehr gut“: Badmintonspieler helfen im Saarland aus

„Die Luxemburger tun uns sehr gut“: Badmintonspieler helfen im Saarland aus

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Für den saarländischen Regionalligisten TuS Wiebelskirchen treten derzeit fünf luxemburgische Badmintonspieler an. Sie gehören zu den Leistungsträgern im Verein. Das Tageblatt hat ihnen einen Besuch abgestattet.

Von Ronny Sadler

«Besonders Myriam Havé bringt konstant gute Leistungen, aber auch auf Stefka Hargiono, Eric Solagna und Mike Vallenthini ist stets Verlass», lobte Olaf Schley, stellvertretender Vorsitzender der TuS Wiebelskirchen, die luxemburgischen Spieler am Sonntagnachmittag im Rahmen des Regionalligaspiels gegen den 1. BV Maintal (6:2-Erfolg). Havé gewann in dieser Saison 13 ihrer 19 Partien, genau wie Mike Vallenthini. Auch Stefka Hargiono weist mit sieben von neun möglichen Siegen eine positive Bilanz auf. Solagna, der allerdings über Rückenbeschwerden klagt, hat eine Bilanz von 7:13.

«Kevin Hargiono soll mit seinen 16 Lenzen behutsam an unsere erste Mannschaft herangeführt werden. Er spielt technisch gut, jetzt gilt es, Erfahrung zu sammeln», so Schley weiter. «Mit dem heutigen Erfolg haben wir unser kurzfristiges Ziel, den Klassenerhalt, wohl erreicht.» Zurzeit rangiert die TuS auf Platz vier mit 12:8 Punkten, nur einen Zähler hinter OTG 1902 Gera, das am Samstag mit 6:2 bezwungen wurde.

Vermittlung durch Nationaltrainer Hargiono

Die Spieler aus Luxemburg werden generell über Nationaltrainer Hargiono vermittelt, den Olaf Schleys Vater, Arno, 1990 nach Wiebelskirchen holte. Der deutsche Vizemeister von 1971 und 1973 erklärte, dass die Abteilung Badminton 1956 gegründet wurde. «Wir sind einer der traditionsreichsten Vereine in Deutschland und immerhin eines der Gründungsmitglieder der 1. Bundesliga», sagte der 67-Jährige nicht ohne Stolz. Während 36 Jahren stand Schley, der als 18-Jähriger 1969 den ersten Titel überhaupt im Badminton ins Saarland holte, dem Verein vor, bevor er 2017 von Björn Decker abgelöst wurde. «Wir zählen heute 180 Mitglieder, nachdem wir kurzzeitig schon über 200 waren. Für eine 9.000 Einwohner zählende Kreisstadt doch gar nicht so schlecht, oder? Natürlich können wir mit Saarbrücken-Bischmisheim nicht mithalten, doch wir genießen unser ‹Außenseiterdasein› und machen aus unseren Möglichkeiten das Beste», so Schley abschließend.

Nach Robert Mann fand Mike Vallenthini 2013 den Weg ins Saarland. Der 25-jährige Schifflinger studiert Betriebswirtschaftslehre in Saarbrücken. Ihm folgte 2015 Stefka Hargiono, damals amtierende Landesmeisterin, die ebenfalls in Saarbrücken studiert. Erst zur laufenden Saison wechselten Havé, Kevin Hargiono und Solagna zu den Blau-Weißen. Nach ihren gemeinsamen Studien in Kanada stehen Havé und Solagna inzwischen im Beruf.

Intensiver Tagesrhythmus

«Es ist hart», sagte Solagna, der in Basel bei einer auch in Luxemburg ansässigen Versicherungsgesellschaft seine Ausbildung macht. «Da ich auch andere Standorte besuchen muss, ist mein Tagesrhythmus schon intensiv. Doch diese Lernphase ist superinteressant, besonders die Arbeit an diversen Projekten macht einfach Spaß.»
Havé arbeitet für eine Bank in Luxemburg, während Kevin Hargiono das «Sportlycée» besucht. Er wirkte übrigens an diesem Wochenende nicht mit, da er eine Lebensmittelvergiftung auskurieren muss. Tessy Aulner studiert inzwischen in Kopenhagen und steht nicht mehr im Kader.

Zum Leistungsvermögen in der Regionalliga befragt, waren sich Vallenthini und Solagna einig, dass höchstens drei luxemburgische Mannschaften den Klassenerhalt in der Regionalliga schaffen könnten: Junglinster, Differdingen und eventuell Schifflingen. «Wenn wir an jedem Wochenende komplett antreten könnten, würden wir um Platz eins mitspielen», erklärte Solagna, «doch Spielertrainer Käsbauer ist erst kürzlich Vater geworden und fährt nicht mit zu den Auswärtsspielen. Auch Huber tritt etwas kürzer, dadurch ging der eine oder andere Punkt verloren. Aber damit können wir leben.»

Insgesamt trainieren die Protagonisten dreimal pro Woche, inklusive Krafttraining. «Der Klassenerhalt müsste geschafft sein, jetzt möchten wir die Spitzenteams noch etwas ärgern», so Havé zum Rest der Saison. Tatsächlich treten Tabellenführer Hofheim und Verfolger Remagen am letzten Spieltag in der Sporthalle «In der Ohlenbach» an.

Utopische Ziele

Warum sind viele der besten Aktiven nicht (mehr) im Nationalkader vertreten? Dazu erklärte Solagna, der selbst zurückgetreten ist: «Seit der Verpflichtung von Fred Mawet (Technischer Direktor) haben sich zahlreiche Spieler verabschiedet. Fred hat sicherlich gute Ideen eingebracht, doch leider ist er wenig kommunikativ und lässt absolut nicht mit sich reden. Seine Meinung steht, ganz gleich, was das Umfeld dazu meint. Und der Zentralvorstand lässt ihn anscheinend gewähren. Ganz ehrlich: Wie will er einen Luxemburger, für den Studium, Beruf, Familie an erster Stelle der Lebensplanung stehen, dazu bringen, professioneller Badmintonspieler zu werden, wohlwissend, dass man in unserer Sportart kaum Geld verdient? Es ist sicher lobenswert, Spieler auf ein gutes Niveau zu bringen, die beste Leistung herauszukitzeln. Doch die von Fred gesetzten Ziele (Olympische Spiele) sind für mich utopisch.»

Vallenthini sieht einige positive Ansätze: «Für die sehr jungen Kinder kann das Projekt sein Gutes haben, das Training ist besser strukturiert als damals bei uns. Fred hätte eine längere Übergangszeit erlauben müssen, dann kämen sich viele ‹ehemalige› Kaderspieler nicht übergangen vor. Es ging alles viel zu schnell.»

Bedauert wird auch der nicht unwesentliche finanzielle Beitrag der Aktiven. Havé, die sich übrigens ebenso wie Partner Solagna sehr intensiv mit dem Thema «Klimawandel» beschäftigt, wünscht sich, ohne dabei überheblich klingen zu wollen, dass sich in nächster Zeit die eine oder andere ebenbürtige Konkurrentin in Luxemburg nach vorne spielen wird. Zu den Landesmeisterschaften 2019 (2./3.2.2019 in Junglinster) werden wohl alle anreisen. Vallenthini und Solagna haben vorgesehen, im Herren- und Gemischtdoppel anzutreten. Havé dürfte 2019 ihren ersten Titel im Dameneinzel erzielen, derweil Stefka Hargiono (Trainingsrückstand) wohl «nur» das Mixed mit Akis Thomas bestreiten wird.

 

Kevin Hargiono

Alter: 16 Jahre
Bisherige Vereine: Itzig, Düdelingen
Spielt Badminton seit dem 8. Lebensjahr
Nationalkader: U19 international
In Wiebelskirchen seit 2018
Studien: Schüler im Sportlycée
Wohnort: Gasperich

 

 

Stefka Hargiono

Alter: 23 Jahre
Bisheriger Verein: Itzig
Spielt Badminton seit dem 6. Lebensjahr
Nationalkader: /
In Wiebelskirchen seit 2015
Studien: Studentin an der Universität Saarbrücken
Wohnort: Gasperich

 

 Myriam Havé

Alter: 25 Jahre
Bisherige Vereine: Reckingen/Mess, Schifflingen
Spielt Badminton seit dem 9. Lebensjahr
Nationalkader: /
In Wiebelskirchen seit 2018
Beruf: Finanzen (Raiffeisen-Bank)
Wohnort: Limpach

 

Eric Solagna

Alter: 26 Jahre
Bisherige Vereine: Schifflingen, Düdelingen, Bischmisheim, Schifflingen
Spielt Badminton seit dem 7. Lebensjahr
Nationalkader: /
In Wiebelskirchen seit 2018
Beruf: Finanzen (Bâloise)
Wohnort: Gasperich

 

Mike Vallenthini

Alter: 25 Jahre
Bisherige Vereine: Düdelingen, Schifflingen
Spielt Badminton seit dem 7. Lebensjahr
Nationalkader: Seniors
In Wiebelskirchen seit 2013
Studien: BWL in Saarbrücken
Wohnort: Düdelingen