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Drama über jungen Israeli: Goldener Bär geht an „Synonyme“

Drama über jungen Israeli: Goldener Bär geht an „Synonyme“

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Bei den Filmfestspielen in Berlin gewinnt ein Außenseiter. Die Jury zeichnet aber auch das deutsche Kino aus. Und für einen Mann geht eine Ära zu Ende.

Das Drama «Synonyme» über einen jungen Israeli hat bei der Berlinale überraschend den Goldenen Bären gewonnen. Regisseur Nadav Lapid erzählt darin die Geschichte eines Mannes, der in Paris seine israelischen Wurzeln hinter sich lassen möchte. Auch deutsche Kandidaten waren bei der Verleihung erfolgreich: Die Regisseurinnen Angela Schanelec und Nora Fingscheidt erhielten Silberne Bären. Die Berlinale gehört neben Cannes und Venedig zu den wichtigsten Filmfestivals der Welt. Rund 400 Filme standen in elf Tagen auf dem Programm. Für Dieter Kosslick war es die letzte Berlinale als Direktor: Der 70-Jährige leitete das Festival seit 2001.

Diesmal konkurrierten 16 Filme um die wichtigsten Auszeichnungen. Es ist das erste Mal, dass ein Regisseur aus Israel den Goldenen Bären gewonnen hat. «Synonyme» erzählt von Yoav, der seine Vergangenheit hinter sich lassen will. Er zieht nach Paris und lernt wie wild Französisch, weil er kein Hebräisch mehr sprechen will. Der Protagonist sucht nach neuen Wörtern – daran erinnert auch der Filmtitel. Das Drama ist angelehnt an Lapids eigene Biografie. Er wurde 1975 in Tel Aviv geboren, zog nach dem Militärdienst nach Paris und wieder zurück. Die Koproduktion aus Frankreich, Israel und Deutschland galt unter Kritikern nicht unbedingt als Favorit. Israels Staatspräsident Reuven Rivlin gratulierte am Sonntag: «Man muss nicht mit allen Perspektiven in dem Film übereinstimmen, um die Wichtigkeit des mutigen, klugen und schönen israelischen Kinos anzuerkennen, das internationale Wertschätzung erfährt.»

Debatten um einen chinesischen Film

Bei der Preisverleihung am Samstagabend ging der Silberne Bär für die beste Regie an Angela Schanelec. Ihr Film «Ich war zuhause, aber» thematisiert Trauer und die Kunst an sich. Wegen seiner langsamen Bilder und unzusammenhängenden Szenen war der Film umstritten. Das Drama «Systemsprenger» von Nora Fingscheidt bekam den Alfred-Bauer-Preis. Er gilt einem Spielfilm, der «neue Perspektiven eröffnet». Der Film handelt von einem schwierigen Mädchen, das von einer Unterkunft in die nächste kommt. Das Drama soll im Herbst ins Kino kommen. Fatih Akins «Der Goldene Handschuh» als dritter deutscher Film ging dagegen leer aus. Den Großen Preis der Jury holte der französische Regisseur François Ozon mit «Gelobt sei Gott» über Missbrauch in der katholischen Kirche. Als beste Darsteller wurden die Chinesen Yong Mei und Wang Jingchun ausgezeichnet. Sie spielen in «So Long, My Son» ein Ehepaar, dessen Schicksal über 30 Jahre hinweg begleitet wird.

Für Debatten hatte auf der 69. Berlinale die Absage eines anderen chinesischen Beitrags gesorgt. «One Second» von Zhang Yimou fiel aus. Als Grund wurden «technische Probleme» bei der Postproduktion angegeben. Nach Einschätzung von Beobachtern erschien aber nicht ausgeschlossen, dass der Film der chinesischen Zensur zum Opfer fiel. Die Jury bedauerte die Absage. «Wir hoffen, dass wir diesen Film bald überall auf der Welt sehen können. Und wir haben ihn hier auf der Berlinale sehr vermisst», sagte Binoche. Der Silberne Bär für das beste Drehbuch ging an ein Team um den Autor und Mafiakritiker Roberto Saviano. Dessen Film «Piranhas» handelt von einer Jugendbande in Neapel, die in die Kriminalität abrutscht.