Alexander Sliwa hat die schwere Stalltür zur Seite gezogen. Vor der Tür, auf dem Boden, liegt eine große blaue Matte. Alexander Sliwa macht einen Schritt nach vorn und tritt mit beiden Schuhen darauf. «Das ist zur Desinfektion», sagt der Fachmann.
Die Matte ist mit einem speziellen Mittel getränkt. Es tötet fiese Keime und Bakterien ab, die an den Schuhsohlen hängen. Die Tiere, die Alexander Sliwa gleich besuchen wird, sind nämlich sehr empfindlich und können schnell krank werden. Deshalb muss jeder Tierpfleger seine Schuhe ordentlich säubern, bevor er zu den Okapis in den Stall geht.
Okapis sehen auf den ersten Blick ein wenig merkwürdig aus: Ihre Figur erinnert an ein Pferd. Hinten haben sie Streifen wie ein Zebra. Der Kopf ähnelt dem einer Giraffe.
Alexander Sliwa geht den Gang entlang bis nach ganz hinten, zur letzten Box. Dort zeigt er in eine Ecke. Hinter einem großen Zweig, der von der Decke herabhängt, versteckt sich Jamili. Der Name stammt aus einer afrikanischen Sprache und heißt übersetzt: «Die Liebenswerte». Jamili kam im Mai im Kölner Zoo zur Welt. Das war etwas ganz Besonderes.
Anspruchsvolle Genossen
Denn Okapis findet man nicht so häufig in Zoos. Die Tiere sind sehr anspruchsvoll. Sie brauchen zum Beispiel eine große, schattige Anlage. Und spezielles Futter. «Gibt man den Tieren die falschen Blätter zu fressen, reagieren sie sehr empfindlich», sagt der Fachmann. Sie können zum Beispiel krank werden.
Jamilis Mutter ist gerade nach draußen ins Gehege getrottet. Langsam kommt das kleine Okapi aus seinem Versteck hervor und läuft der Mutter nach. Okapis sind extrem scheu. In freier Natur findet man sie nur noch in einem ganz bestimmten Gebiet. In dichten Urwäldern in dem Land Kongo in der Mitte Afrikas.
«Wir wissen über das Leben der Okapis nur sehr wenig. Und das, was wir wissen, haben wir meist durch die Tiere im Zoo erfahren», erklärt Alexander Sliwa. In der Natur sind Okapis extrem schwer zu beobachten. Das liegt unter anderem daran, dass der Urwald für Wissenschaftler schwer zugänglich ist. Außerdem gibt es in dem Land häufig Kämpfe.
Und dann sind die Okapis mit ihrem dunklen Fell und ihren Streifen super getarnt. Sie werden im Urwald zwischen den Bäumen regelrecht unsichtbar.
Deshalb entdeckte man die Okapis auch erst sehr spät. Wobei «entdeckt» das falsche Wort ist. Einheimische kannten die seltsamen Tiere bereits. Vor rund 100 Jahren aber wurden sie dann als eigene Art beschrieben. Das passierte aber nur anhand von Okapi-Fellresten und Knochen, die ein englischer Forscher in Afrika gefunden hatte. Er selbst bekam die geheimnisvollen Tiere nie zu Gesicht.
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