Im Kampf gegen Mini-Inflation und flaue Konjunktur legt die Europäische Zentralbank (EZB) nach. Sie verlängert den milliardenschweren Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren um ein halbes Jahr. Die Notenbank wolle bis mindestens Ende März 2017 monatlich 60 Milliarden Euro in den Markt pumpen, sagte EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag in Frankfurt. Die Börse reagierte prompt mit Kursabschlägen.
Notfalls könne das Programm auch danach noch weiterlaufen, sollte die derzeit extrem niedrige Inflation sich bis dahin nicht in Richtung des EZB-Ziels von knapp unter 2,0 Prozent bewegt haben, sagte Draghi. Die Inflation im Euroraum ist seit Monaten im Keller – trotz der Geldschwemme der EZB. Dauerhaft niedrige Preise gelten als Risiko für die Konjunktur, weil Unternehmen und Verbraucher in der Hoffnung auf weiter sinkende Preise Investitionen aufschieben könnten.
«Quantitative Lockerung»
Seit diesem März kauft die EZB jeden Monat Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Volumen von 60 Milliarden Euro. Mit dieser Maßnahme – im Fachjargon «quantitative Lockerung» (englisch: «Quantitative Easing»/»QE») genannt – wollen die Währungshüter Konjunktur und Preisauftrieb anschieben. Denn das frische Geld kommt im Idealfall über Banken in Form von Krediten bei Unternehmen und Verbrauchern an. Bis zum 27. November hat die EZB in diesem Rahmen allein Staatsanleihen im Gesamtvolumen von 445,5 Milliarden Euro erworben.
Die Wirkung von Anleihenkäufen ist unter Volkswirten und Notenbankern umstritten, weil bereits extrem viel billiges Zentralbankgeld im Umlauf ist und die Zinsen weiterhin historisch niedrig bleiben. Beim «Quantitative Easing» nimmt die Menge (Quantität) des Geldes zu: Eine Notenbank druckt sich selbst Geld, um Wertpapiere zu kaufen. Meist sind das Anleihen von Staaten und Unternehmen.
«Die Maßnahmen der EZB sind gefährlich und unnötig. In der Euro-Zone zieht das Wirtschaftswachstum an und die Kerninflation stabilisiert sich. Die breiten Bevölkerungsschichten nehmen eine andere Inflation wahr als die, auf die Herr Draghi sich fokussiert. Dennoch intensiviert die EZB ihre bisherigen Maßnahmen, anstatt den dringend gebotenen Ausweg in die geldpolitische Normalität vorzubereiten», so Liane Buchholz vom Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands. «Die heutigen Entscheidungen steigern die Risiken für das Finanzsystem. Der Gewöhnungseffekt an die Geldflut und den unnatürlichen negativen Zins fördert Fehlanreize. Gleichzeitig werden die Sparer weiter unter massiven Einbußen leiden.»
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