Die Schuldenkrise ist klar in den Bilanzzahlen der Zentralbank ersichtlich. Sie hat die Geschäftsaktivitäten in die Höhe getrieben. So ist die Bilanzsumme der Zentralbank innerhalb eines Jahres um 60 Prozent auf 127 Milliarden Euro angestiegen. Trotz des starken Anstiegs sei Luxemburg bei der Bilanzsumme noch von anderen Ländern, wie Italien oder Spanien, überholt worden, so BCL-Chef Yves Mersch. Aber „wer hätte vor 15 Jahren gedacht, dass die BCL mal eine höhere Bilanzsumme als die belgische Zentralbank haben würde?“, schmunzelte er.
Neben dem Anstieg der Bilanzsumme ist das Volumen der Gelder, die private Banken bei der BCL hinterlegt haben, überdurchschnittlich stark gewachsen. Sie waren auf der „Suche nach Sicherheit“, erklärte Mersch. Am Ende des Jahres 2011 stand ein Anstieg um 431 Prozent – auf 51 Milliarden Euro – in den Büchern der BCL.
Luxemburger Banken liehen sich wenig
Überraschend gering sei die Summe der Gelder, die Luxemburger Banken sich von der Zentralbank ausgeliehen hätten. Das zeige, dass die Banken in Luxemburg weniger Bedarf für neue Euro-Kredite gehabt hätten als die Banken in anderen Ländern, so Mersch. Die Summe hat sich im Laufe des Jahres auf etwa 5,2 Milliarden verdoppelt. Vor vier Jahren belief sie sich jedoch noch auf über 40 Milliarden Euro.
Bei den Einnahmen hat die Zentralbank letztes Jahr einen Zuwachs von 17 Prozent auf 56,9 Millionen Euro erwirtschaftet. Gleichzeitig sind die Ausgaben der Bank jedoch noch stärker, nämlich um 20 Prozent, gestiegen. Unterm Strich erwirtschaftete die BCL einen Reingewinn von 1 Million Euro, nach 1,7 Millionen im Vorjahr. Der Gewinn wird zu den Reserven der BCL hinzugefügt.
290 Mitarbeiter
Die Zahl der Mitarbeiter ist weiter gewachsen. Insgesamt beschäftigt die BCL heute 290 Personen. Und „dieser Trend wird noch zwei bis drei Jahre so weitergehen“, sagte BCL-Direktor Pierre Beck. Das gehe mit den wachsenden Aufgeben der BCL einher. Im Jahre 2005 zählte die Bank 206 Mitarbeiter.
45,5 Prozent der Mitarbeiter sind
Luxemburger, 22,8 Prozent stammen aus Frankreich, 14,8 Prozent aus Belgien und 6,9 Prozent aus Deutschland.
Daneben gab Yves Mersch bekannt, dass die Zentralbank 2011 eine eigene Stiftung gegründet hat, um die Forschung im Bereich Finanzstabilität zu unterstützen. Zudem hat die staatliche Bank ihren Deontologiekodex 2012 verschärft. Das habe man als Folge der Affäre in der Schweizer Zentralbank entschieden, so Mersch.
Auch im Zeichen der Transparenz hat die Zentralbank in ihrem Jahresbericht mitgeteilt, wie hoch das Gehalt von Yves Mersch und das der zwei Direktoren Serge Kolb und Pierre Beck sind. Ersterer erhielt ein Jahresgehalt von 165.691 Euro, die beiden anderen 154.044 Euro. Hinzu kommen noch Aufwandsentschädigungen und Ähnliches.
Wechsel zur BCE: Keine Information
Auf die Frage, wie es mit der Kandidatur von Yves Mersch für das Direktorium der EZB stehe, gab es keine Antwort. „Ich habe ein Mandat bis 2016 – sonst habe ich keine Informationen.“
Zum neuen, laufenden Geschäftsjahr meinte der Zentralbankchef: „2012 wird das Jahr der neuen Herausforderungen. Der Zusammenbruch konnte verhindert werden, aber die Krise ist noch nicht vorbei.“ Die EU habe noch eine ganze Reihe von Entscheidungen zu treffen.
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