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4.531,2 Euro zahlt Luxemburg pro Kopf

4.531,2 Euro zahlt Luxemburg pro Kopf

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Die Rettung der Krisenländer in Europa wird teuer. Was sie Luxemburg wirklich kosten kann, ist bisher nicht bekannt. Das Tageblatt rechnete es aus.

Im Rahmen des ersten Rettungsprogrammes von 110 Milliarden Euro für Griechenland hat Luxemburg zugesagt, dem hoch verschuldeten Euro-Staat 206,1 Million Euro zu leihen. Von dieser Zusage wurden bisher 124,1 Million Euro ausbezahlt. Griechenland zahlt Zinsen für diese Summe: Bisher hat Luxemburg 3,5 Millionen Euro erhalten. Diese Summen wurden dem Tageblatt vom Finanzministerium mitgeteilt.

Im Rahmen des zweiten Rettungsprogrammes haben die Euro-Staatschefs entschieden, Europas Zentralbank wegen dem Aufkaufen von Staatsanleihen der Problemstaaten abzusichern. Insgesamt soll die EZB Garantien in Höhe von 35 Milliarden erhalten. Da Luxemburg 0,17 Prozent an der EZB hält, müsste das Land der Zentralbank eine Garantie von 59,5 Millionen Euro geben.

Garantie-Erhöhung auf zwei Milliarden Euro

Daneben wurde entschieden, den Euro-Rettungsschirm (EFSF) auszubauen. Er soll auf 780 Milliarden Euro aufgestockt werden. Für Luxemburg bedeutet das, dass seine bisherige Garantie für den EFSF von derzeit 1,15 Milliarden Euro auf zwei Milliarden Euro erhöht wird. Das Parlament wird dieser Entscheidung am 15. September zustimmen.

Wenn man jetzt annimmt, dass in Luxemburg 0,5 Millionen Menschen leben, dann hat die Regierung versprochen, mit 4.531,2 Euro pro Kopf für die Schuldenstaaten geradezustehen. Denn: Sollte ein Euro-Staat pleite gehen, dann müssten diese Gelder wirklich ausbezahlt werden.

Dies bedeutet jedoch auch, dass der Luxemburger Staatshaushalt im schlimmsten aller Fälle von heute auf morgen etwas über zwei Milliarden Euro zusätzlich aufbringen müsste. Anders ausgedrückt: Bei jährlichen Einnahmen von 11,3 und geplanten Ausgaben von 12,7 Milliarden Euro (2011) würden die Ausgaben schlimmstenfalls auf 14,7 Milliarden stiegen.

Zum Vergleich: Die Krisensteuer, die zum 1.1.2012 wieder abgeschafft werden soll, bringt voraussichtlich im gesamten Jahr gerade mal eben 75 Millionen Euro in die Staatskasse. Damit jedoch nicht genug: Weltweit hat der Finanzsektor zugestimmt, die griechischen Schulden freiwillig zu restrukturieren.

Der Finanzplatz verliert eine Milliarde

Drei Luxemburger Banken haben die Kosten ihrer Beteiligung bereits bekannt gegeben: So hat etwa die BGL BNP Paribas Wertberichtigungen von 21 Prozent auf ihrem Griechenland-Engagement von 150 Millionen Euro vorgenommen. Das sind 31,5 Millionen Euro. Auch die „Spuerkeess“ hat angekündigt, Wertberichtigungen von 21 Prozent oder 27,3 Millionen Euro auf ihrem Griechenland-Portfolio vorgenommen zu haben. Bereits vor mehreren Monaten hatte die Luxemburger Raiffeisen Bank angekündigt, Wertberichtigungen von 30 Prozent auf ihren Griechenland-Papieren mit dem Nominalwert von zehn Millionen Euro getätigt zu haben. Das ist ein Verlust von 61,8 Millionen Euro bei nur drei Luxemburger Banken.

Laut Angaben der Luxemburger Zentralbank vom Anfang des laufenden Jahres halten Luxemburger Banken 2,1 Milliarden Euro Griechenland-Anleihen in ihren Portfolios. Rechnet man da die drei vorher genannten Banken raus, dann liegen noch 1,8 Milliarden Euro bei den übrigen Finanzinstitutionen. Wendet man da die 21 Prozent an, müssten die übrigen Banken in Luxemburg noch 378,7 Millionen Euro abschreiben – das heißt, sie werden auf diese Geldsumme, die sie Griechenland geliehen haben, einfach verzichten.

Neben den Banken sitzen jedoch auch die Investmentfonds auf 2,2 Milliarden Euro Griechenland-Anleihen. Wendet man auch da die 21 Prozent an, müssten sie 462 Millionen Euro abschreiben. Insgesamt würde Griechenland dem Finanzplatz somit direkte Verluste von 903 Millionen Euro bescheren.